MĂ€rchenschloss & frische đŸ„¶ Gravelfreuden – Eine Herbstrunde durchs AllgĂ€u

Rund ums AllgĂ€u gibt es fĂŒr Gravelfreunde einiges zu entdecken und das Naheliegendste, woran dabei wohl alle denken, ist natĂŒrlich das MĂ€rchenschloss von König Ludwig II.: Neuschwanstein. Wir haben in frĂŒheren Berichten aus dem SĂŒden Deutschlands schon öfter gemunkelt, dass wir da mal hinmĂŒssen und wer unsere Touren durch den Pfaffenwinkel oder den Ammergau kennt, weiß, wie nah wir dem Ganzen schon waren. Vom KönigsstrĂ€ĂŸle aus hĂ€tten wir einfach weiterrollen können, aber es kam immer anders.

Jetzt aber ist es endlich so weit: Eine kleine Herbsttour stand an: Die perfekte Gelegenheit, das gute Wetter zu nutzen und die Gegend rund um die Königsschlösser gezielt zu erkunden. Klar, das Schloss selbst kennt man aus unzÀhligen Bildern, aber selbst dort gewesen? Fehlanzeige. Höchste Zeit also, Neuschwanstein mal persönlich zu begegnen, stilecht mit dem Gravelbike und jeder Menge goldenem Herbstfeeling im GepÀck.

Los geht’s – aber nicht direkt in FĂŒssen. Wir starten am Weißensee, ein bisschen außerhalb, aber genau richtig, um noch einen weiteren See auf die Liste zu setzen. Außerdem gibt’s hier reichlich ParkplĂ€tze, was den Einstieg entspannt macht. Und wenn ihr die Tour nicht wie wir Anfang November startet, ist der Weißensee auch ideal fĂŒr eine kleine AbkĂŒhlung vor oder nach dem Ride.

Von hier geht’s auf feinem Schotter Richtung FĂŒssen. Es ist frĂŒh, richtig frĂŒh – und frostig. Zeit fĂŒr ein kleines zweites FrĂŒhstĂŒck. Ein bisschen SĂŒĂŸes, ein guter Kaffee, kurz aufgewĂ€rmt. Viel Platz ist in dem kleinen CafĂ© nicht, also nichts wie weiter.

Der Weg von FĂŒssen zum Schloss fĂŒhrt erstmal entlang der Bundesstraße auf einem eigenen Radweg. Funktional, aber ehrlich: so richtig Gravel-Feeling kommt da noch nicht auf. Deshalb unsere klare Empfehlung – macht’s wie wir und nehmt den Abzweig Richtung Schwansee. Ab hier wird’s direkt ruhiger, schöner und vor allem fotogener. Der Blick ĂŒber den See mit dem Schloss im Hintergrund? Ein TrĂ€umchen. Und der Schotterweg dahin rollt sich wie von selbst.

Kleiner Hinweis aus Erfahrung: Vertraut nicht blind auf Komoot oder andere Höhenprofil-Orakel. Da stimmt oft nix. Es sieht gemĂŒtlich aus, fĂŒhlt sich aber manchmal ganz anders an. Aber genau das ist ja auch Teil des Abenteuers.

Dann taucht man ein in das Zentrum der touristischen Königsschlösser-Welt: Neuschwanstein und Hohenschwangau. Und ja, das ist erstmal ziemlich ĂŒberwĂ€ltigend. Reisebusse, Menschen, Selfiesticks – das volle Programm. Wir hatten uns zum GlĂŒck vorher schlau gemacht: Die einfache Straße direkt hoch zum Schloss ist fĂŒr FahrrĂ€der tabu. Da geht’s nur zu Fuß oder mit der Pferdekutsche rauf. Hat uns aber nicht wirklich gestört – wir wollten eh den alternativen Weg nehmen.

Unser Plan: der Schotterweg, der im Winter als Rodelbahn dient. Klingt gut? Dachten wir auch. Aber hier wĂ€lzt sich eine beachtliche Menge an Menschen nach oben. Unser Ziel war nĂ€mlich nicht das Schloss selbst, sondern die MarienbrĂŒcke – dieser eine Spot, von dem aus man das Schloss so fotogen im Tal liegen sieht, dass es fast kitschig wirkt.

Der Weg dahin? Joa, sagen wir mal so: Wenn wir’s nochmal machen wĂŒrden, wĂŒrden wir ernsthaft ĂŒberlegen, stattdessen die Jugendstraße zu nehmen. Die ist zwar asphaltiert und nicht gerade Gravel-Highlight, aber deutlich entspannter. Der offizielle Schotteranstieg ist am Anfang richtig locker und steil, dazu kommt das GedrĂ€nge der Wandernden, die natĂŒrlich auch alle ihren Tag genießen wollen – völlig zurecht. Aber mit dem Bike da durch? Mehrmals absteigen, teilweise schieben, anbremsen, ausweichen. Das hat uns jetzt nicht komplett vom Hocker gehauen.

Vielleicht lag’s auch daran, dass wir an einem Wochenende unterwegs waren, trotz November und kĂŒhler Temperaturen. Im Sommer? Kann man vermutlich knicken. Unser Tipp: Schaut einfach, was euch wichtiger ist – Gravelfeeling oder Nerven schonen.

Wir lassen die MarienbrĂŒcke hinter uns und rollen den Schotterweg wieder hinab. Unten wartet schon der Alpsee – ein echtes Postkartenmotiv, das wir jetzt ganz entspannt flankieren. Der Weg schlĂ€ngelt sich auf und ab, eine Mischung aus Schotterpassagen und festen Wegen, immer mit Blick in die Berge und die klare Herbstsonne im Nacken.

Es ist frisch, keine Frage – aber mit ein paar Schichten und ein bisschen Bewegung lĂ€uft’s rund. Die Sicht weitet sich, und am Horizont zeigt sich schon die Fernpassstraße, wĂ€hrend wir ĂŒber offene Felder cruisen. Kurz darauf biegen wir ab, weg vom Verkehr, rein in ein ruhiges Seitental Richtung Vils.

Ab hier wird’s richtig idyllisch. Wir folgen dem Flusslauf der Vils, springen immer wieder zwischen Schotter und glattem Radweg hin und her. Die Landschaft wechselt zwischen WĂ€ldchen, Weiden und kleinen Dörfern – und ehe wir uns versehen, sind wir zurĂŒck in Deutschland.

In Pfronten-Ried wartet die wohlverdiente Pause – und zwar stilecht im Gasthof Brauerei. Ein bisschen WĂ€rme, ein bisschen Kaloriennachschub, ein bisschen runterkommen. LĂ€uft.

Der Braugasthof Falkenstein? Klare Empfehlung. Bei unserer ersten Pause haben wir’s zwar leicht gehalten – schließlich lagen noch ein paar Kilometer vor uns – aber der Ort hat so viel Charme, dass wir nach der Tour direkt nochmal eingekehrt sind. Erst der Ride, dann das Radler. So soll’s sein.

Aber jetzt erstmal weiter. ZurĂŒck auf dem geschotterten Radweg geht’s Richtung Norden. Die Landschaft öffnet sich wieder, es geht rauf und runter, vorbei an kleinen Dörfchen mit immer neuen Blickachsen auf die Alpen. Zwischendurch mĂŒssen wir mal ein StĂŒck an der Straße entlang, aber das ist hier im AllgĂ€u fast schon normal – und halb so wild, wenn man weiß, was noch kommt.

Unser nĂ€chstes Ziel: der Hopfensee. Oder besser gesagt: die Burgruine Hopfen am See. Der Anstieg dorthin ist knackig – eine steile Schotterrampe, die uns kurzzeitig aus dem Sattel zwingt. Aber hey, das gehört dazu. Oben angekommen, lohnt sich jede Kehle, jeder Schweißtropfen.

Der Blick von dort ist einfach grandios: unten der Hopfensee, daneben der Forggensee, und ganz hinten, fast wie gemalt, das Schloss Neuschwanstein – unser Ausgangspunkt, jetzt nur noch ein kleiner Punkt in der Ferne. Und drumherum: das volle Alpenpanorama, als hĂ€tte jemand die Berge extra fĂŒr diesen Moment drapiert.

Ab hier gibt’s nochmal richtig Spaß auf Schotter. Der Weg fĂŒhrt durch den Wald, vorbei an einer Klinik, und bietet immer wieder kleine Highlights: kurze Anstiege, schnelle Abfahrten, feine Kurven – genau das, was Gravel ausmacht. Und dann, plötzlich, öffnet sich der Blick auf den Forggensee.

Auch hier lohnt es sich, das Tempo mal rauszunehmen. Nicht nur wegen der Aussicht, sondern auch wegen der kuriosen Szenerie: Bei uns warten ein paar Reiter in Cowboy-Outfit seelenruhig mit ihren Pferden durchs flache Wasser. Fast zu kitschig, um echt zu sein – aber genau das macht’s irgendwie besonders.

Wir brausen weiter, der See an unserer Seite, auf dem Radweg zurĂŒck Richtung FĂŒssen. Die Sonne steht schon tief, es wird kĂŒhl, aber das Grinsen bleibt. ZurĂŒck am Ausgangspunkt am Weißensee sind wir uns einig: Das war eine verdammt schöne Tour. Königsschlösser, Seen, Gravel satt – und ein bisschen MĂ€rchen-Feeling on top.

NatĂŒrlich gibt’s in dieser Gegend noch viel mehr zu entdecken. Einer unserer Graveldeluxe-Freunde hat eine richtig schöne Collection rund ums AllgĂ€uïżŒ zusammengestellt – klickt euch mal rein, wenn ihr Lust auf mehr habt. FĂŒr uns steht fest: Wir kommen wieder. Denn diese Ecke hat noch einiges zu bieten, was wir unbedingt noch begraveln wollen.

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