Per Gravel Bike ins Rennrad-Mekka: Von Barcelona nach Girona mit Martin Donat
Von Martin Donat kommt eine Tour, die dich von Barcelona nach Girona führt – ein Gravel-Abenteuer, das die Grenzen zwischen urbanem Puls und ländlicher Idylle verschwimmen lässt. Auf dieser Reise erlebst du die Vielfalt Kataloniens, von den atemberaubenden Ausblicken Barcelonas bis zu den verborgenen Schätzen Gironas. Perfekt für diejenigen, die das Unkonventionelle suchen und sich auf den Weg machen möchten, Katalonien abseits der bekannten Pfade zu entdecken. Martin hat übrigens mit seinem Lifecycle Magazin eine tolle Lektüre für alle die sich für nachhaltiges Fahrradkultur insteressieren.
Girona ist unter Rennradfahrern eine der angesagtesten Adressen. Viele Profis trainieren hier, aber auch leidenschaftliche Hobbyradler haben die schöne Stadt in Katalonien und ihre malerische Umgebung zum beliebten Zufluchtsort erkoren, wenn es daheim kalt und schmuddelig ist. Aber wusstest du, dass man hier auch ganz hervorragend fernab asphaltierter Straßen Rad fahren kann? Mit dem Gravel Bike bist du in Girona mindestens so gut aufgehoben wie mit dem Renner. Für diese Collection habe ich noch etwas weiter ausgeholt und schon die Anreise auf Schotter absolviert: In drei Etappen zeige ich dir, wie du von der katalanischen Hauptstadt Barcelona bis nach Girona kommst und dabei größtenteils über Gravel rollst.
Diese Collection ist das, was du draus machst. Wenn du fit und ein bisschen leidensfähig bist, kannst du alle drei Etappen am Stück fahren und die komplette Route an einem Tag durchziehen. Wenn dir kleinere Etappen reichen und du vielleicht auch noch etwas Barcelona-Sightseeing machen möchtest, nimm dir einfach drei Tage Zeit und fahre die Etappen in etwa so, wie ich sie hier vorschlage. Oder du machst es wie ich: Mit Zelt und Isomatte im Gepäck war ich total flexibel und konnte einfach stoppen, wo es mir gefiel.
Obwohl du in der zweitgrößten Stadt Spaniens – der katalanischen Hauptstadt Barcelona – startest, dauert es nicht lange, bis du auf ruhigen Gravelroads unterwegs bist und das Gefühl bekommst, dich fernab jeder Zivilisation zu befinden. Sicher fühlt es sich abgelegener an, als es ist. Dennoch führt die Route durch herrliche Naturparks und Städtchen, in denen es noch nicht einmal einen Supermarkt gibt. Wenn du keine Umwege fahren möchtest, bist du also gut beraten, genug Proviant mitzunehmen. Doch keine Sorge: Solltest du mal eine größere Panne haben oder deine Kräfte verlassen dich, ist die „Rettung“ stets in Reichweite. Die gesamte Route verläuft mehr oder weniger parallel zur Bahnstrecke zwischen Barcelona und Girona. Hier verkehren regelmäßig Regional- und Schnellzüge, die dein perfektes Backup sind, falls sich dein Plan einmal ändern sollte.
Wenn du ohne Zelt unterwegs bist und eine Übernachtung einplanen möchtest, bietet es sich an, zwischen der zweiten und dritten Etappe einen kleinen Abstecher einzulegen. In Cardedeu gibt es ein paar Hotels, aber auch im weiteren Verlauf der dritten Etappe gibt es Unterkünfte, die sich für einen Stopp anbieten. Die Anreise nach Barcelona gestaltet sich in der Regel unkompliziert. Wenn du wie ich gern auf Flug- und Autoreisen verzichtest, ist die Bahn eine prima Alternative. Es gibt sehr schnelle Verbindungen, die dem Auto locker das Wasser reichen können. Seit ein paar Jahren besitzt Girona einen neuen Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge, was die An-/Abreise mit der Bahn sehr komfortabel gestaltet.
Etappe 1: Von Esplugues de Llobregat nach Santa Coloma – per Gravelbike nach Girona (24,2 km | 02:29 | 520 m) Die erste Etappe startet südwestlich von Barcelona, genauer gesagt in Esplugues de Llobregat, einem Vorort der katalanischen Hauptstadt. Die Route schlängelt sich durch die sanften Hügel der Serra de Collserola, einem kleinen Mittelgebirgszug, der den Bewohnern Barcelonas als grüne Lunge dient. Zu Beginn erwartet dich ein ziemlich steiler Anstieg: raus aus der Stadt, rein in die Natur. Hast du den geschafft, führen dich angenehm zu fahrende Schotterwege in leichtem Auf und Ab über die teils bewaldeten Hänge. Immer wieder lichtet sich das Grün und du hast atemberaubende Ausblicke auf die Stadt. Diese Tour ist kurz und knackig. An ein paar heftigen Anstiegen kannst du dich richtig auspowern, dafür gibt es aber immer wieder flache Passagen oder – vor allem zum Ende – schöne Abfahrten, auf denen du durchatmen kannst. Das Coolste an dieser Tour aber ist, dass du dich die ganze Zeit in einem spannenden Mix aus Natur und Metropole befindest. Barcelona ist immer nur einen Katzensprung entfernt und du hast immer wieder die Möglichkeit, schnell zurück in Richtung Zentrum zu rollen. Auf deinem Weg nach Girona ist diese erste Etappe daher kein Muss. Aber sie ist ein schönes Warmup-Programm oder eine abwechslungsreiche Verlängerung der zweiten und dritten Etappe. Ich bin mir jedenfalls sicher, dass du erstaunt sein wirst, wie schön es sich in unmittelbarer Nähe zur Großstadt graveln lässt!
Etappe 2: Von Santa Coloma nach Girona – per Gravelbike nach Girona (35,3 km | 03:53 | 940 m) Santa Coloma de Gramanet befindet sich nördlich von Barcelona und ist eigentlich eine eigene Stadt, auch wenn es wirkt wie ein Stadtteil von Barcelona. Hier jedenfalls beginnt Etappe 2 deiner Tour nach Girona. Bevor der Gravelspaß beginnen kann, wartet aber erstmal ein knackiger Anstieg auf dich. Über steile Straßen kurbelst du dich langsam rauf in die Hügel des Parc de la Serralada de Marina. Oben angekommen hast du eine atemberaubende Aussicht auf Barcelona. Und hier ist er endlich: der Gravel. Ab jetzt fährst du überwiegend auf losen Schotterwegen und mehr oder weniger unbefestigten Straßen, Asphalt ist auf dieser Etappe sehr selten. Dabei geht es zunächst weiter teils steil bergauf. Wenn du nach links und rechts schaust, wirst du viele kleine Trails und Spuren von Mountainbikern entdecken, denn das hier ist ein beliebtes Bikerevier der Bewohner von Barcelona. Ich bin diese Etappe an einem Freitagmorgen im Februar gefahren, sodass es relativ leer war. Ich könnte mir vorstellen, dass hier am Wochenende bei gutem Wetter deutlich mehr los ist. Mit bepacktem Bikepacking-Gaul sind einige Passagen ganz schön fordernd. Dafür gibt’s immer wieder tolle Ausblicke zurück auf Barcelona und somit genügend Gelegenheiten für kleine Verschnaufpausen. Was es auf dieser Tour hingegen kaum gibt, sind Einkaufsmöglichkeiten: Du kommst nur durch wenige Ortschaften und die sind so klein, dass sie noch nicht einmal einen Supermarkt haben. Pack also besser genug Proviant ein, damit du keine Umwege fahren musst. Die Distanz der Tour ist durchaus überschaubar, aber der Schein trügt: Die vielen Höhenmeter und teils lockerer Untergrund sorgen dafür, dass man relativ langsam vorankommt. Am besten gehst du es locker an und planst etwas mehr Zeit ein als gewöhnlich. Die Etappe endet in der Nähe von Cardedeu. Hier gibt es allerlei Einkaufsmöglichkeiten, sodass sich ein Abstecher anbietet, wenn du deine Vorräte auffüllen oder hier einen Übernachtungsstopp einlegen möchtest.
Etappe 3: Von Cardedeu nach Girona – per Gravelbike nach Girona (86,7 km | 06:46 | 990 m) Langsam wächst die Aufregung: Girona, das neue Mekka der Rennradfahrer, ist bald erreicht. Es wartet „nur“ noch diese dritte Etappe Gravelspaß auf dich. Die hat es vor allem zu Beginn in sich: Die Route führt noch einmal steil hinauf auf den 642 Meter hohen el Corredor. Wenn du den geschafft hast, wartet eine genussvolle Abfahrt auf dich. Anschließend verläuft die Strecke deutlich flacher, aber nicht weniger schön. Ab Sant Celoni führt die Tour durch ein enges Tal. Deine Gravel-Route teilt sich hier den Platz mit zwei Eisenbahntrassen, einer Autobahn und einer Hauptstraße. Was auf der Karte nicht so einladend aussieht, ist in Wirklichkeit erstaunlich schön. Du fährst nur, wenn es gar nicht anders geht, über die Straße. Die meiste Zeit radelst du aber über schöne Nebenstraßen und Schotterwege und bekommst von den anderen Verkehrsflüssen beinahe nichts mit. Nur die regelmäßig vorbeirauschenden Züge erinnern dich daran, dass du gar nicht so weit weg von der Zivilisation bist, wie es sich anfühlt. Und weil das Streckenprofil weitestgehend flach ist, machst du gegen Ende der dritten Etappe richtig Kilometer. Auf meiner Fahrt warteten noch ein paar Abenteuer-Einlagen auf mich: Eine Schotterstraße war vom letzten Hochwasser komplett weggespült, sodass ich durch den Fluss stapfen musste. Außerdem entschied ich rund 40 Kilometer vor Girona mein Nachtlager aufzuschlagen, weil ich bei herrlichem Sonnenuntergang an einem wunderschönen Ort vorbeikam, der einfach perfekt als Zeltplatz geeignet war. Darum fuhr ich erst am nächsten Morgen weiter nach Girona. Dass ich dem Ziel näher kam, war unverkennbar: Immer mehr Rennradfahrer begegnen einem hier auf den Straßen und Wegen. Die letzten Kilometer führen über einen richtig schönen Radweg, auf dem du allerlei Radfahrer und Jogger triffst. In Girona angekommen, wirst du, wenn du zum ersten Mal hier bist, ganz bestimmt sehr beeindruckt von der riesengroßen und wunderschönen Altstadt sein. Mitten in den engen Gassen befindet sich das kleine Café „Espresso Mafia“. Das ist nicht nur unter Rennradfahrern eine angesagte Adresse für den schwarzen Wachmacher, der hier in Bestform serviert wird. Genau hier endet deine Tour, aber der Spaß auf zwei Rädern noch lange nicht: willkommen in Girona!
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Foto und Collection von Martin Donat
Diese Collection hat LifeCycle Magazin extra für die Gravel Games Ende September 2021 auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Ewald in Herten gescoutet.