Ring of Kerry – ein zauberhaftes Irland-Wochenende

Martin Donat nimmt uns mit auf eine magische Gravelbike-Tour rund um den Ring of Kerry in Irland. Von idyllischen Dörfern und uralten Steinkreisen bis hin zu atemberaubenden Klippen und grünen Hügeln, diese Route bietet alles – und zwar abseits der überlaufenen Hauptstraßen. Ein perfektes Bikepacking-Abenteuer für ein langes Wochenende im mystischen County Kerry. 🚴‍♂️🍀

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Schon der Name dieser Straße klingt wie der Schauplatz eines Fantasy-Films, in dem vor zauberhafter Kulisse kleine Trolle, Zwerge und andere Fabelwesen durch die unglaublich grüne, unwirklich schöne Landschaft wuseln. Doch den Ring of Kerry gibt es tatsächlich. Während einer Urlaubsreise habe ich die malerischen Buchten, zerklüfteten Klippen und von saftigem Grün überzogenen Bergrücken erkundet. Immer wieder gewährte mir diese einzigartige Panoramaroute im County Kerry im Südwesten von Irland fantastische Ausblicke. Dabei durchquerte ich idyllische Ortschaften und kam immer wieder an mystischen Steinkreisen oder uralten Brücken vorbei, die stumme Zeugen der langen Geschichte dieser außergewöhnlichen Landschaft sind.

Es gibt nichts Schöneres, als all das mit dem Fahrrad zu entdecken. Damit bist du gerade schnell genug, um den Ring of Kerry an einem (langen) Wochenende zu entdecken. Dennoch bist du mitten in der Natur und hast ein Auge für das, was um dich herum passiert. Du spürst den milden Wind, der dir um die Ohren weht, hörst das Rauschen der Wellen, wenn du entlang der Küste rollst und riechst den Duft der zahlreichen, seltenen Kräuter und Pflanzen auf den sattgrünen Hügeln. Und du kannst jederzeit anhalten, wenn du am Wegesrand etwas Erstaunliches siehst oder einfach die atemberaubende Landschaft ein wenig länger genießen möchtest.

Die ganze Sache hat nur einen Haken: Die Hauptroute ist sehr beliebt und gerade im Sommer von Autos und Bussen stark frequentiert. Doch zum Glück haben wir ja mit dem Fahrrad Zugang zu Straßen und Wegen, die von Autos selten befahren werden. Deswegen habe ich mich für (teils etwas holprige) Nebenstraßen entschieden. Das Gravelbike ist also eine gute Wahl, auch wenn du vorwiegend auf Asphalt unterwegs bist. So bist du aber viel flexibler und kannst zum Beispiel auch mal einen kleinen Abstecher zum Strand einbauen. Außerdem gibt es noch einen zweiten Trick, um das Verkehrsproblem etwas zu entschärfen: LKWs und Busse fahren den Ring of Kerry normalerweise in entgegengesetzter Richtung, weil die Straßen so eng sind und sich auf diese Weise die großen Fahrzeuge nicht selbst den Weg versperren. Meine Route führt einfach andersherum. Wenn sie also über die Hauptroute führt, dann über die Spur ohne den Hauptverkehr.

Wenn man durch eine solch zauberhafte Landschaft fährt, liegt es nahe, auch die Nächte möglichst naturnah zu verbringen. Darum habe ich nach Campingplätzen Ausschau gehalten, die das Ring-of-Kerry-Wochenende zu einem richtig tollen Bikepacking-Outdoor-Abenteuer machen. Wenn du es etwas komfortabler magst, bieten die kleinen Ortschaften unterwegs aber auch genügend Möglichkeiten, mit Dach über dem Kopf zu schlafen. Eine einfache und günstige Option stellen in der Regel die zahlreich vorhandenen Bed & Breakfasts dar, die meist gut auf Radfahrer eingestellt sind.

Auch wenn die Ring of Kerry Tour als Wochenend-Trip funktioniert, macht es natürlich relativ wenig Sinn, nur für eine so kurze Zeit nach Irland zu reisen. Da ich grundsätzlich nicht fliege, sondern den Zug nehme, plane ich ohnehin immer mehr Zeit ein. Im Fall von Irland ist das aber so oder so eine richtig gute Idee, denn auch der Rest vom Land ist wunderschön. Am besten planst du also die Ring of Kerry Tour als Teil einer längeren Irland-Reise. Wenn du mit dem Zug anreisen möchtest, denke unbedingt daran, vorher einen Platz für dein Fahrrad zu reservieren oder dir vor Ort ein Rad zu leihen

  • Etappe 1: von Killarney nach Sneem – Ring of Kerry (81,2 km | 05:57 | 1 150 m) Killarney ist der perfekte Ausgangsort für eine Radtour über den Ring of Kerry. Die kleine Stadt ist gut erreichbar und hat einen gemütlichen Stadtkern mit kleinen Pubs, in denen du am Abend vor dem Start der Tour ein bisschen irische Atmosphäre schnuppern oder ein leckeres Guinness schlürfen kannst. Verschiedene B&B und Hotels bieten dir Unterkunft oder – wenn du es ganz bodenständig und naturverbunden magst – ein zentrumsnaher Campingplatz. Kaum, dass du aus der Stadt hinausgerollt bist, befindest du dich mitten in der malerischen Landschaft des Killarney Nationalparks. Zunächst führt die Route ein paar Kilometer flach entlang des Nordufers vom Lough Leane, dem idyllischen See vor den Toren der Stadt. Danach geht es auf das Gap of Dunloe, ein kleiner Gebirgspass, der dich mit seiner wunderschönen Weitsicht beeindrucken wird. Wenn sich die schmale Straße oben zwischen dem Macgillycuddy’s Reeks und dem Purple Mountain hindurchschlängelt, ist das einfach nur atemberaubend schön. Im weiteren Verlauf der Tour habe ich eine kleine Schleife eingebaut, die vor allem einen Zweck hat: nicht die Lady’s View zu verpassen. Die Aussicht von hier genossen schon die edlen Hofdamen zu Zeiten von Queen Victoria im 19. Jahrhundert und wenn du dort stehst, weißt du auch warum. Übrigens kannst du alternativ den Gap of Dunloe auslassen und von Killarny direkt in Richtung Süden starten. Das spart dir rund 20 Kilometer, aber auch einen wunderschönen Gebirgspass. Über eine schmale Straße, die sich für rund fünf Kilometer zu einem unbefestigten Weg verjüngt, gelangst du nach Kenmare. Mit etwas dickeren Reifen ist es aber gar kein Problem, hierher zu fahren. Die alternative Hauptstraße, die während der Saison allerdings recht stark befahren ist, führt ebenfalls nach Kenmare. Entlang der Küste fährst du von hier aus zum Ziel der Etappe, in das gemütliche Örtchen Sneem. Hier gibt es zwar keinen Campingplatz, dafür aber eine gute Auswahl an B&B. Bevor du eines beziehst, empfehle ich dir aber einen Stopp in Kelly’s Bakery. Hier gibt es grandiose selbstgemachte Kuchen und Törtchen, die du lieben wirst! Schräg gegenüber befindet sich übrigens ein Radgeschäft – falls du Ersatzteile brauchst oder einfach nur fachsimpeln möchtest.

  • Etappe 2: von Sneem nach Valentia Island – Ring of Kerry (82,1 km | 05:45 | 1 040 m) Von Sneem aus startest du mit einem kleinen Uphill über einen Hügel, von dem aus du wenig später direkt zur Küste rollst. Hier folgst du der Straße, von der aus du atemberaubende Ausblicke aufs Meer und die raue Küste genießen kannst. Linker Hand kommst du an einem wunderbar gelegenen Campingplatz vorbei, der eine schöne Alternative zur Unterkunft in Sneem ist, falls du lieber campen möchtest. In Caherdaniel wartet ein kleiner Abstecher zum Strand auf dich. Diesen „Umweg“ kannst du natürlich einfach weglassen. Es lohnt sich aber, die insgesamt rund sechs Kilometer mitzunehmen. Denn dieser Strand ist einfach wunderschön. Setz dich doch in den feinen Sand und genieße dabei die tolle Aussicht oder mach einen kleinen Spaziergang über die vorgelagerten schwarzen Felsen. Genuss pur, das kann ich dir versprechen. Es folgt ein längerer Anstieg auf den Beenarourke. Oben wartet ein Aussichtspunkt auf dich, der einmal mehr atemberaubend ist. Du hast einen wahnsinnig schönen Blick auf die unglaublich grüne, wunderschöne Küstenlandschaft. Es folgt eine rasante Abfahrt. Danach verlässt die Route wieder die offizielle Straße des Ring of Kerry. Hier beginnt ein kleiner, ruhiger Ausflug zur Insel Valentia. Streng genommen ist sie gar keine Insel mehr, da sie 1971 durch eine Brücke mit dem Festland verbunden wurde. Valentia Island misst nur zwölf mal fünf Kilometer, ist aber so schön, dass sich der Besuch und schon die Anfahrt absolut lohnen. Nach einem kleinen Abstecher zur ersten transatlantischen Telegrafenstation geht es weiter bis nach Knightstown. In dem kleinen, malerischen Ort kannst du den Tag gemütlich ausklingen lassen und danach dein B&B oder den Campingplatz direkt vorm Ortseingang beziehen.

  • Etappe 3: von Valentia Island nach Killarney – Ring of Kerry (76,3 km | 05:08 | 710 m) Könnte ein Tag besser beginnen? Du befindest dich auf einer Mini-Insel in Irland. Um dich herum Wasser und der fantastische Blick auf eine Landschaft, wie sie einladender nicht sein könnte. Und genau diese Landschaft ist der Schauplatz der heutigen Radtour über den Ring of Kerry. Bevor du jedoch selber in die Pedale trittst, kannst du dich noch etwas entspannen: Die ersten zehn Minuten übernimmt die Fähre. Von Reenard Point rollst du ganz gemütlich nach Caherciveen. Die Stadt ist wie gemalt für ein gemütliches Frühstück. Frisch gestärkt kann es dann richtig losgehen. Die dritte Etappe dieser Ring-of-Kerry-Tour führt dich zurück an den Ausgangsort nach Killarnay. Unterwegs kannst du noch einmal die ganze Schönheit genießen, die Irland hier zu bieten hat. Die Route führt dich zu einem idyllischen Strand und rauf zu einem wunderschönen See – für Abwechslung ist gesorgt. Wieder verlässt du so oft es geht die Hauptstraße. Die kleinen Seitenstraßen sind zwar manchmal etwas holpriger, dafür ist es hier aber viel ruhiger und du bekommst noch schönere Einblicke in die Natur. Nach rund 77 Kilometern näherst du dich deinem Ziel. Im Ortskern von Killarney wartet schon dein Belohnung-Guinness (oder auch eine andere Erfrischung) auf dich, zu dem du nochmal ganz in Ruhe die außergewöhnlich schönen Touren der letzten Tage Revue passieren lassen kannst.

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Foto und Collection von Martin Donat

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