In 8 Tagen Von Bayern an die Adria und zurück: Fullymaxs Bikepacking-Trip nach Kroatien

Auf seinem Gravelbike hat Fullymax (Komoot Profil hier: https://www.komoot.com/user/889203326156 ) die Reise seines Lebens angetreten – von der vertrauten Umgebung seines Heimatortes bis zu den sonnendurchfluteten Küsten Kroatiens und zurück. Dieser Bericht führt euch durch eine Welt voller Abenteuer, malerischer Landschaften und unerwarteter Entdeckungen. Erlebt mit Fullymax die beeindruckende Route über den Großglockner, die versteckten Schätze Sloweniens und die Olivenhaine und Weinberge Kroatiens. Ein Bikepacking-Trip, der zeigt, wie das Fahrrad mehr als nur ein Fortbewegungsmittel sein kann – es ist ein Ticket zu einem unvergesslichen Abenteuer.

Auch dieses Jahr hieß es für mich wieder: auf nach Kroatien 🇭🇷! Nach einer kurzen Verabschiedung von meiner Familie mit den Worten: „In ein paar Tagen treffen wir uns in Kroatien“ steige ich auf mein Gravelbike und kurble los.

Zunächst fühlt es sich zwar – im Gegensatz zum letzten Jahr – nicht so richtig wie ein Abenteuer an. Liegt es vielleicht an den vielen, aber dennoch traumhaften Straßen, Abschnitten und Highlights, wie die Glocknerstraße, den Gailbergsattel und den Ilselsbergpass, die ich letztes Jahr entdeckt habe und wieder in Angriff nehme? Die Betonung liegt aber auf „zunächst“, denn je weiter ich mich von meiner Heimat entferne, desto abenteuerlicher wird es:

Alle Rechte und Copyright der Collection, Texte und Fotos liegen bei FullyMax

Ich erklimme immerhin den Großglockner, bezwinge Sloweniens höchstgelegene Straße, den Vrsič Pass und folge der slowenisch-italienischen Grenzkammstraße Richtung Süden.

Dabei lerne ich Sloweniens Hinterland erst jetzt so richtig kennen: Tausende Hügel prägen das kleine Land und wenn du nicht gerade am vom Tourismus geprägten Meer bist, erwarten dich unzählige verschlängelte Sträßchen, kleine Dörfer und atemberaubende Ausblicke – bis ans 40 Kilometer entfernte Meer bei Triest.

Natürlich hat Kroatien (Tag 4) auch was zu bieten und du könntest dir dafür durchaus auch mehr Zeit nehmen. Hier prägen Olivenhaine, Feigenplantagen, der Weinbau, aber auch der Tourismus und das türkisfarbene Meer die Region. Angekommen in Kroatien 🇭🇷 genieße ich am Campingplatz mit meiner Familie den Urlaub und das Meer. Aber auch hier drehe ich die ein oder andere Runde.

Falls du wie ich mit Schlafsack, Isomatte und Zelt unterwegs bist, kannst du an einem der unzähligen Campingplätze in Istrien einchecken. Sicher werden die Campingplätze auch in der Hauptsaison einen kleinen Platz für dein Zelt haben. Sicherer bist du allerdings, wenn du im Voraus einen Platz buchst. Oder du gehst das Abenteuer gleich ganz anders an und übernachtest – im Vergleich zu mir mit meinem Einpersonenzelt – in einer Pension oder einem Gasthaus. Dabei würde ich auf gut Glück jeden Abend nach einer Schlafgelegenheit Ausschau halten. Zwar kannst du auch im Vorhinein buchen und bist so auf der sicheren Seite, aber erstens musst du deine Etappenziele dabei schon vorher festlegen, was ich persönlich nicht so gerne mache. Und zweitens schwindet dann doch auch das Gefühl der Freiheit und des Abenteuers mit dem alltäglichen Adrenalinkick am Abend 😉.

Nach einer guten Woche Erholung stürze ich mich wieder in das Abenteuer und vor allem: in die Wildnis. Auf meinem Heimweg nach Deutschland durchquere ich zunächst Kroatiens kaum bewohntes und von Buschlandschaften geprägtes Hinterland, aber auch in Slowenien bleibt es sehr ruhig. Bewusst umfahre ich Ljubljana – nicht nur wegen der Hochwasserkatastrophe eine Woche zuvor: Unzählige Hügel im Hinterland der Hauptstadt kosten mich zwar viele Schweißtropfen, belohnen mich aber mit traumhaften Ausblicken, schönen Straßen und kaum Verkehr. Stundenlang begegne ich keinem einzigen Radfahrer, denn schließlich verläuft der flache D1-Radweg über Ljubljana. Wenn du genauso bergverrückt wie ich bist, dann empfehle ich dir auf jeden Fall meine Streckenwahl. Andernfalls empfiehlt es sich ein wenig umzuplanen und Ljubljana mitzunehmen.

Weiter verläuft die Strecke über den für seine schlechten Straßenverhältnisse berühmt-berüchtigten Wurzenpass, bis du nach Villach gelangst. Am nahe gelegenen Ossiacher See kannst du dir ein kühles Bad genehmigen, ehe du recht flach zum Millstätter See weiter kurbelst. Hier gibt es allerdings nur eine kostenlose Badegelegenheit, da der schöne See ansonsten von Büschen und Steilhängen gesäumt ist und leider vieles in Privatbesitz liegt.

Bis Obervellach folgt nun für viele Kilometer der Drauradweg, bis es hoch zur Tauernschleuse geht und du ganz gemütlich per Zug die Hohen Tauern durchquerst und Kärnten verlässt. Die Tauernschleuse habe ich persönlich aber nur gewählt, um alle Übergänge über die Hohen Tauern „abzuarbeiten“. Mir ist der Weg über den Glockner trotz – oder auch vielleicht gerade wegen – des langen, mühsamen Anstiegs lieber 😉.

Angekommen im Salzburger Land folgst du zunächst noch dem recht hügligen Tauernradweg, ehe du im Pongau bist und kurz darauf der Salzach folgst, die dich bis kurz vor Salzburg und aus den Alpen begleiten wird. Kurz vor Deutschland erklimme ich noch einen kleinen Berg, bis es auf schönen Straßen zum Waginger See geht. Die Berge rücken dabei immer weiter in die Ferne.

Das letzte Stück nach Hause ist geprägt von der Nacht, die nach und nach hereinbricht, bis ich irgendwann durch die Nacht brettere. Warum ich nicht noch mal für eine Nacht mein Zelt aufschlage? Ganz einfach: Ich freue mich auf meine Familie, mein Zuhause und mein warmes, weiches Bett! Die letzten Kilometer kämpfe ich mich durch die verregnete Nacht, ehe ich glücklich, aber müde mein Ziel erreiche.

Ich bin daheim!

Die Touren auf der Hinfahrt

Auf nach Kroatien 🇭🇷 2023! Tag 1: Bis zur Glocknerstraße (189 km | 09:55 | 2 230 m) Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, das ich verspüre, als ich mich heute um 8 Uhr – bepackt mit allem Nötigen, aber nicht mehr – auf die Reise begebe. Wie schon vor gut einem Jahr soll es wieder nach Kroatien 🇭🇷 gehen. Das Ziel ist ungefähr das Gleiche wie letztes Jahr: Poreć. Dabei habe ich den Weg möglichst so gewählt, dass ich viel Neues mitnehme. Und doch ist dieses Gefühl ein anderes als letztes Mal. Kein (oder weniger) das Gefühl des Abenteuers, des Unbekannten. Eher ein Gefühl der Nähe, des Bekannten, welches man um ein paar Details erweitert. Obwohl ich vor 15 Monaten das erste Mal die Alpen 🏔️ überquert habe, kommen mir diese und auch die Straßen dort schon so bekannt vor.

Kroatien 🇭🇷 – auf einmal kommt es mir so nahe vor. Als ob ich einen entspannten längeren Tagesausflug unternehme und schon dort bin. Wenn ich genauer überlege, ist das aber auch nicht verwunderlich. So hat meine „In-30-Stunden-nach-Kroatien 🇭🇷“-Fahrt alles bei mir verändert. Meine Wahrnehmung, mein Zeitgefühl, mein Gedächtnis.

Auf nach Kroatien 🇭🇷! - 4 Länder in 30 Stunden: https://komoot.de/tour/1110069153?ref=itd

Und mit einem solchen, besonderen Gefühl starte ich heute. Kurz verabschiede ich mich von meinen Eltern mit den Worten „In ein paar Tagen bin ich da“ und schon sitze ich auf meinem BackRoad und kurble. Es ist schwül, eher kühl und bewölkt. Kurz gesagt: das perfekte Radlwetter! Auf bekannten Straßen bin ich gleich in Buchbach und rolle nach Walkersaich. Nach dem Ort erblicke ich Richtung Waldkraiburg eine Regenfront und hoffe, nicht erwischt zu werden. Immerhin radle ich darauf direkt zu! Weiter geht’s über Heldenstein und auf noch bekannten Straßen nach Waldkraiburg. Hier hat es nicht nur – wie vermutet – geregnet, sondern in der heute vom Chaosgeprägten Stadt nimmt mir ein Auto 🚗 die Vorfahrt und ich bremse in letzter Sekunde 😡. Umso erleichterter bin ich als es nach und nach wieder ruhiger wird und ich auf nassem Asphalt Kilometer mache. Teilweise rolle ich auf Schotterwegen, teilweise auf kleinen, schönen Straßen Richtung Chiemsee und die Berge 🏔️ rücken immer näher 😊. Auch eine weiße Spitze hinter den Bergen 🏔️ ragt heraus – das muss der Glockner sein, dem ich heute so nah wie möglich kommen will. Bald bin ich in Seebruck und es wird wieder belebter. Bei Arlaching lege ich am Chiemseeufer – wie vor zwei Jahren – eine Pause ein. Damals ging es ins Salzkammergut und auf einem angeschwemmten Holzstamm machte ich Brotzeit 😋. Eine meiner ersten Mehrtagestouren. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen 😊. Auf ins Salzkammergut 🏔!: https://komoot.de/tour/398721602?ref=itd

Heute lege ich nur eine kurze Pause am recht eingetrockneten Chiemsee ein. Dabei genieße ich den Ausblick, nicht aber die Ruhe! Kurz nachdem ich mich auf den Boden setze, fangen zwei Köter 🐕 das Bellen und Markieren ihres Reviers an 😒. Also geht’s nach einer kurzen Stärkung gleich wieder weiter. Auf zunächst schönen, kleinen Wegen, bald fahre ich jedoch auf einer viel befahrenen Straße nach Traunstein. Nach Traunstein folge ich ein Stück auf einem schönen Radweg der Traun und verlasse das Alpenvorland. Fortan prägen Weiden, Wiesen und Wälder das Landschaftsbild 😊. Ich fahre an Inzell vorbei und befinde mich bald auf der B305, der Alpenstraße. Hier mache ich schnell viele Kilometer, bis eine Baustelle kommt. Diese kennt komoot auch und möchte mich auf Wanderwegen darum herum navigieren. Dass eine Vollsperrung angeschrieben ist und auch explizit viele Schilder das Radfahren hier verbieten, stört mich nicht, bis ich unten angekommen wirklich nicht mehr weiter komme. Hier ist dicht. Nichtmal ein Wanderer würde hier weiterkommen. Also wieder zurück und den Berg raufkurbeln. Und noch dazu darf ich zehn Kilometer Umweg über Bad Reichenhall fahren 😡. Passenderweise fängt es jetzt auch noch zu regnen an, sodass gleich alles Schlechte zusammenkommt. Ich stelle mich an einer Steinwand unter, sodass ich nicht viel vom Regen 🌧️ abbekomme. Kurz darauf hört es schon auf zu regnen. Ich kurble mich wieder hoch und fahre weiter über Bad Reichenhall. Nach einer schnellen Abfahrt befinde ich mich bald am Saalachradweg und fahre wieder Richtung Route. Schnell Kilometer machen ist jetzt aber auch nicht angesagt: Auf einer kleinen Straße kurble ich mich wieder hoch, an einem Militärgelände vorbei und die Aschauer Klamm beginnt. Auch wenn es nicht so steil wäre und der Schotter fein ist, ist hier schieben angesagt. Der Grund: Ich werde immer wieder regelrecht von Bremsenschwärmen verfolgt, die sich – auch wenn ich noch so stampfe – versuchen, sich an auf meine Beine zu setzen. Manchmal ist wieder gar nichts, dann ist innerhalb von Sekunden hinter mir alles schwarz und ich habe die Wahl: erschlagen oder fliehen. Teilweise versuche ich, die Bremsen zu erschlagen. Zwei gleichzeitig sind dabei kein Problem. Nur werde ich in der Zeit von fünf weiteren gestochen 😣. So etwas habe ich auch noch nie erlebt! Aus diesem Grund schiebe ich die Klamm hoch und kann die Landschaft mit den Höhlen und die Einsamkeit (bis auf meine vielen „Begleiter“) nicht genießen. Ich bin froh, als kurz nach Österreich 🇦🇹 die lang ersehnte Abfahrt beginnt und ich ins Saalachtal rolle 😁. Dort beginnt es wieder zu 🌧, ich ziehe meine Regenklamotten an und schon hat sich der Regen 🌧️ wieder gelegt! Typisch… Ab hier folge ich bis zum Zeller See der Saalach. Dabei fahre ich an einem schönen Gravel-Radweg zunächst nach Lofer. Hier decke ich mich schon mit Proviant für die Nacht und den nächsten Morgen ein 😋. Als etwas merkwürdig stellt es sich heraus, dass man bei Spar nicht Semmeln von dem Backautomaten nehmen darf, wenn man mag, dass daraus Wurstsemmeln gemacht werden. Diese Semmeln dürfen die Bediener nicht mit Wurst belegen, da sie zu „günstig“ sind und sie nur die „teuren“ Semmeln belegen dürfen! Aber nicht so schlimm: Ich kaufe mir einfach die aufgeschnittene Wurst und belege mir die Semmeln selbst! Nach dem Einkauf werden Kilometer gemacht. Über Weißbach bei Lofer rolle ich schnell nach Saalfelden am Steinernen Meer. Von der schönen Altstadt sehe ich leider kaum etwas, da ich gleich weiter kurble. Auf schönen Straßen und endlich auch gutem Wetter genieße ich den Ausblick auf das Steinerne Meer, hinter dem der Königssee liegt 😊. Bald darauf erblicke ich endlich den Glockner, den ich morgen bezwingen will! Schnell geht’s noch am Zeller See vorbei, bis ich an einem Bach mit einer Sumpfwiese mein Zelt 🏕️ aufschlage und hoffe, dass es in der Nacht nicht regnen 🌧️ wird. Der Bach sieht jetzt schon ziemlich voll aus 😬. Info: Die Bildunterschriften und das Relive Video folgen später 😉.

Auf nach Kroatien 🇭🇷2023! Tag 2: Glockner, Iselsberg und Gailbergsattel (144 km | 08:20 | 3 250 m) Die Nacht im Zelt 🏕️ war nicht gerade entspannend. Durch den stundenlangen Regen 🌧️ befürchtete ich, dass der Bach übergeht und bald alles unter Wasser steht 😬. Schon beim Zelt 🏕️-aufbauen am Tag zuvor hatte ich den vollen Bach kritisch im Blick. Besonders, da nur wenige Meter weiter das Gras im Wasser stand – vor dem Regnen 🌧️. Alles abbauen konnte ich bei strömenden Regen 🌧️ mitten in der Nacht schlecht. Das Abbauen und Verstauen am Rad würde mindestens eine halbe Stunde dauern. Und in der Zeit wäre ich komplett durchnässt. Und auch wenn ich das alles schaffen würde: Wohin soll ich dann? Am nächsten Tag stellt sich der Zeltplatz 🏕️ doch als gut heraus. Keiner bemerkte mich, der Bach lief nicht über, was will man mehr? Nachdem mich die Sonne geweckt und ich alles abgebaut und verstaut hatte, kann es weitergehen. Gleich bin ich in Bruck an der Großglocknerstraße und decke mich mit Proviant ein. Bei Billa ist es anscheinend kein Problem, die „günstigen“ Semmeln belegen zu lassen. Zudem ist das Geschäft auch viel günstiger als Spar. Doch meine positive Einstellung zu Billa sollte sich heute noch ändern. Vollbepackt, nehme ich die Glocknerstraße in Angriff. Ab hier sehe ich vermehrt Radler und kurble einfach denen nach. Auch beim Glockner kommen mir viele Erinnerungen hoch: So bin ich letztes Jahr im September beim Bärenwirt nach der langen Abfahrt vom Glockner vollkommen durchnässt gestrandet und der hatte zum Glück noch ein Zimmer für die Nacht und ein warmes Essen. Aber auch Erinnerungen an letzten Sommer kommen hoch, wie zum Beispiel als ich bei Ferleiten zufälligerweise und unangemeldet am Glocknerrennen teilnahm. Somit weiß ich schon, was auf mich zukommt und ich kurble ganz entspannt hoch. Kehre um Kehre erklimme ich den Berg 🏔️. Dabei werde ich heute zum ersten Mal von vielen Autos und Motorrädern überholt, obwohl ich den Glockner zum dritten Mal bezwinge. Der Grund: Beim ersten Mal war wegen des Glocknerrennens die Straße für den Verkehr gesperrt und beim zweiten Mal im September regnete es beim Hochfahren, worauf nicht einmal die Autofahrer Lust hatten. Auch erinnere ich mich an die Versorgungsstation bei der Mitteralm letztes Jahr und eigentlich an so Vieles, dass ich nicht mit dem Schreiben fertig werden würde. Es waren unzählige Erinnerungen 😊. Um 12 Uhr erreiche ich nach langem, aber entspanntem Kurbeln endlich die Edelweißspitze auf 2.572 Meter Höhe. Dort ist es mit 13 Grad recht warm und der Wind 🌬️ geht auch kaum. Auch treffe ich wieder auf den Radler, der mich in Ferleiten schon ein Stück begleitet hat, der jedoch bereits seit einer halben Stunde oben ist. Kein Wunder, schließlich hatte er auch kein Gepäck mitzuschleppen 😅. Anschließend genieße ich den Ausblick, der vom Zeller See bis zum Steinernen Meer reicht 😊. Und natürlich habe ich auch schon die Straße zum Hochtor im Visier, das noch ein paar Höhenmeter bieten wird 😁. Nach einer kurzen Stärkung mache ich mich auch schon wieder auf den Weg. Es folgt das Fuschertörl, an dem letztes Jahr alles voller Radler war. Sie alle hatten den Glockner bezwungen! Nach einer kleinen Abfahrt kurble ich mich anschließend wieder rauf in Richtung Hochtor. Hier bieten sich mir traumhafte Ausblicke in die raue Gebirgslandschaft und sogar Schnee ❄️ liegt noch oben. Zwar nicht so viel wie letztes Jahr, aber trotzdem was. Nach dem Hochtor heißt es: Kärnten und Abfahrt 😁! Insgesamt vernichte ich in gut einer Stunde 1.500 Höhenmeter auf 23 Kilometer 😁. Dabei laufen nicht nur meine Bremsen heiß, sondern auch andere „rieche“ ich regelrecht. Aber im Nachhinein kann ich sagen: Meine Bremsen haben den Test bestanden! Angekommen in Döllach im Mölltal kurble ich zunächst noch ein paar hüglige Dorfstraßen entlang, um neue Kastl zu erfahren. Auch wenn ich dadurch meinen Max-Square nicht erweitern kann. Hauptsache neue Kastl 😁. Anschließend geht’s wie letztes Jahr auf einem Radweg schnell nach Winklern. Dort nehme ich – im Gegensatz zu letztem Jahr – jedoch die Bundesstraße und kurble mich bei entspannten fünf Prozent den Iselsberg hoch. Auf groben Schotter mit möglicherweise schieben hatte ich irgendwie nicht so Lust… Nach der Passhöhe bin ich schon in Südtirol! Ich bleibe auf der Bundesstraße und rase mit bis zu 80 km/h bergab ins Drautal 😁. Das Besondere an der Abfahrt: Durch die wenigen Kehren kommt man leicht auf 70 km/h und muss kaum bremsen! Bremsenschonen ist angesagt 😉. Im Tal rollt es schnell weiter. Zwischendurch werde ich von einem kleinen Gewitter ⛈️ überrascht, das sich aber gleich wieder legt und ich kann trocken weiterfahren. In Oberdrauburg lege ich mich – im Gegensatz zu letztem Jahr – nicht zur Ruhe, sondern freue mich schon auf den Gailbergsattel. Den lasse ich nach einer guten halben Stunde hinter mir und brettere weiter nach Kötschach. Dort überlege ich mir spontan, jetzt schon die Vorräte für die Nacht und den Morgen aufzufüllen, schließen doch die Supermärkte in Österreich 🇦🇹 normalerweise um 19 Uhr. Kurz entschlossen fahre ich zu dem mir im Gedächtnis gebliebenen Billa von letztem Jahr, bei dem ich damals so gerne eingekauft hätte, wäre er nicht am Sonntag geschlossen gewesen. Das ist er aber jetzt nicht mehr! Neben der Straße hängt ein großes Plakat, auf dem steht, dass dieser bis 18 Uhr geöffnet hat. In aller Ruhe kette ich mein Gravelbike an und möchte eintreten. Öffnet wirklich die Tür nicht mehr? Vielleicht ist ja die Tür defekt, auch wenn ich mir einbilde, dass vor einer halben Minute noch Leute reingegangen sind. Bald öffnet sich die Tür jedoch, ich möchte eintreten und eine Mitarbeiterin steht in der Tür, die sagt, dass geschlossen sei.Ich kann es kaum glauben, es ist ja nicht mal 18 Uhr.Um 17:50 Uhr schließen sie, laut ihr.Ich sehe sprachlos auf mein Handy und es ist 17:51 Uhr.Ist das wirklich ihr Ernst?Wenn vor 30 Sekunden noch Leute den Laden betreten haben!Ich frage sie daraufhin, wo ich sonst meine Vorräte auffüllen kann. Das sei ihr egal 🤬😡.Kurz darauf kommt ein anderer Radler, der auch was zu Essen braucht.„Die haben keine Lust mehr was zu verkaufen“, rufe ich ihm zu, ebenso wie den Leuten, die ein paar Minuten später mit dem Einkaufswagen anrücken.Was soll der Mist?Also fahre ich ohne neuen Proviant weiter, in der geringen Hoffnung, dass noch ein Supermarkt kommen wird, der geöffnet hat. Schnell mache ich auf dem Gailradweg noch ein paar Kilometer und flüchte später regelrecht vor der heranziehenden Gewitterfront ⛈. Bei Tröpolach, kurz vor dem Nassfeldpaß, schlage ich mein Nachtlager schon um 19 Uhr auf. Den Nassfeldpaß nach Italien 🇮🇹 hätte ich heute schon noch geschafft, aber wo kann man schon an einem Pass ein Zelt 🏕️ aufschlagen? Und die Talflächen in Italien sind unter anderem durch die Stadt Pontebba zugepflastert. Jedenfalls habe ich noch eine viertel abgeregnete Mohnschnecke, zwei Stangen Traubenzucker, circa 150 g alte Nüsse und zwei sehr alte Notfallriegel. Das Festmahl ist eröffnet!

Auf nach Kroatien 🇭🇷 2023! Tag 3: Nassfeld- und Vršičpass (144 km | 08:46 | 3 670 m) In der Nacht regnete es heftig und lange. Das machte mir aber nur wenig aus. Im Gegenteil: Wenn draußen die Welt untergeht und ich in meinem 0,7 x 1,9 m Zelt 🏕️ liege, ist das irgendwie entspannend. So prasselte es lange Zeit auf die Zeltwände ein und manchmal dachte ich, dass vielleicht doch nicht mehr alles so dicht sein könnte oder gar die dünne Zeltwand einbricht. Raus gehen und den Hering neu setzen ist bei Starkregen schlecht. Am nächsten Morgen wache ich ausgeruht auf. Im Nachhinein weiß ich: Ich hatte viel Glück, dass am Morgen nur der Schlafsack von den nassen Zeltwänden leicht feucht war. In Südtirol, in dem ich gestern auch war, schüttete es wie aus Kübeln. So wurden ganze Autos von Gerölllawinen verschüttet, Brücken weggerissen und Straßen und Gebäude vermurt. Der kühle, aber nicht kalte Morgen motiviert mich gleich, das Nassfeld zu erklimmen und in den Nebel, der die 🏔️ verdeckt, zu fahren 😊. Zuvor jedoch stärke ich mich bei einem guten Bäcker in Tröpolach 😋. Auch meine Vorräte fülle ich hier auf, sodass mir fürs Erste nicht das Essen ausgeht. Aber das schlechte Abendessen hatte gestern auch seine Vorteile: So sind jetzt die Reste auch noch aufgebraucht! Der Naßfeldpass macht seinem Namen alle Ehre: Bald fängt es an zu nieseln und schließlich regnet 🌧️ es. Ich ziehe schnell meine Regenjacke an und kurble weiter. Mit teilweise 14 Prozent hat der Pass echt was zu bieten und auch verkehrsmäßig ist nicht so viel los. Kann aber auch daran liegen, dass es Sonntagmorgen, neblig und verregnet ist 😉. Irgendwann bin ich oben am Nassfeld angekommen und somit in Italien 🇮🇹! Leider total nass 😣. Durch die Regenjacke hat es mich zwar nicht abgeregnet, aber ich habe darunter geschwitzt. Aber egal, es wird heute schon noch trocknen! Hier werde ich gleich von einem Wanderer angesprochen, der mich unter anderem fragt, wohin die Reise geht. Wir reden ein wenig und er empfiehlt mir den Vršičpass, der 50 Kehren und eine traumhafte 30 Kilometer lange Abfahrt zu bieten haben soll. Den geplanten Passo del Predil soll ich bleiben lassen, wenn ich einen richtigen Pass fahren will. Kurzerhand plane ich also um, was nur 20 Kilometer Umweg bedeutet. Am Nassfeld stärke ich mich noch, bis die Abfahrt bevorsteht. Diese stellt sich als besonders kehrenreich und einfach traumhaft heraus 😊. Gefühlt eine Ewigkeit sitzen meine Finger an den Bremshebeln und ich genieße den Ausblick und die immer wärmer werdenden Temperaturen. Den Höhenunterschied spürt man richtig! Lediglich einmal wird es gefährlich: Den ersten 50-Meter-Tunnel fahre ich noch schnell ohne Licht, beim circa 250 Meter langen Tunnel, in dem eine Kehre verborgen ist, schalte ich dann doch das Licht ein. Dass das Licht aber so schwach ist, dass ich nicht mal meine Hand vor Augen sehe, geschweige denn die Fahrbahn hätte ich nie gedacht. So muss ich mich entscheiden: Im Dunklen fahren und hoffen, dass ich nicht gegen eine Wand brettere oder auf Gegenverkehr im Tunnel warten, der die Fahrbahn ausleuchtet. Ich entscheide mich für Ersteres. Nicht, dass mich der Gegenverkehr noch übersieht. Irgendwann erreiche ich Pontebba, das genauso zugepflastert ist, wie die Kartenansicht schon vermuten lässt. Hier hätte ich niemals einen versteckten Zeltplatz 🏕️ gefunden! Anschließend wird es flacher: Im stark mit Straßen, Autobahnen und Gleisen zugepflasterten Tal folge ich dem Ciclovia Alpe-Adria. Dieser ist hervorragend ausgebaut und entsprechend viele Tourenradler und Bikepacker fahren darauf Richtung Adria. Ich fahre eigentlich auch Richtung Adria, nur heute noch nicht 😉. In Tarvisio möchte ich wieder meine Vorräte auffüllen, da ich nicht weiß, wann ich das nächste Mal die Möglichkeit dazu haben werde. Zum Glück hat sogar ein Supermarkt geöffnet und ich schlage zu. Das Einkaufen stellt sich als besonders zeitraubend heraus. Das ist vor allem dem geschuldet, dass ich ewig an der Bedientheke warte, bis mir irgendwann gesagt wird, man muss eine Nummer ziehen. Außerdem stellt sich das selbst etikettieren als etwas schwierig heraus, kann man nicht italienisch (und die Anleitung dazu ist nun mal auf Italienisch 😅). Nach einer gefühlten Ewigkeit verlasse ich um 13 Uhr Tarvisio und bin mir sicher: Weit werde ich heute nicht kommen. Schließlich habe ich erst 50 Kilometer und es wartet noch ein Pass auf mich. Dem Alpe-Adria-Radweg folge ich noch weiter. Obwohl es ständig leicht bergauf geht, rollt es sich auf einmal gut und ich bin gleich in Slowenien 🇸🇮! Auch in Kranjska Gora bin ich gleich und nach der Stadt startet der Vršič Pass 😁. Von guten 900 Metern Höhe kurble ich mich in den nächsten eineinhalb Stunden auf über 1.600 Meter. Dabei fahre ich unzählige Kehren, die immer gepflastert und nummeriert sind. Dennoch gibt es Raser, die in Kehren überholen müssen 😡. Den Anstieg habe ich bald bewältigt und nach einer kurzen Stärkung folgt schon die Abfahrt 😁. Der Grund: Die Wolken ☁️ haben sich verdichtet und schließlich fängt es leicht zu tröpfeln an.„Bloß weg hier!“, denke ich mir.So fängt es meistens an und danach geht die Welt unter. Die Abfahrt stellt sich als eine der Schönsten und Längsten heraus, die ich je gefahren bin: Auf unzähligen Kehren geht es in das Tal, das aber irgendwie nicht näher kommen will. Ich fahre und fahre und doch gibt es kein Ende! Nach 20 Minuten lasse ich schließlich die 50. und letzte Kehre hinter mir. Im Anschluss wird es aber noch über 40 Kilometer bergab gehen, unterbrochen von kleinen Anstiegen und Flachpassagen. Nicht viel später, nachdem ich die Kehren hinter mir gelassen habe, fängt es wie aus Kübeln an zu regnen 🌧️. Ich flüchte gleich in den Wald 🌲🌳 und bleibe dort circa zehn Minuten. Bald regnet 🌧️ es nicht mehr so stark, ich ziehe meine noch nasse Regenjacke an und brettere weiter Richtung Tal 😁. Durch die nasse Straße, den noch leichten Regen 🌧️ und den Wind 🌬️ ist es aber ziemlich kühl 😅. Eine Viertelstunde später ist es dann wieder ganz anders: Bei Soča sind die Straßen teilweise sogar noch trocken geblieben und es wird wieder warm 🥵. Hier merke ich wieder den Kontrast, den ich bei solchen Touren so gerne spüre. Einmal ist es kalt und nass, 15 Minuten später wieder trocken und warm! Anschließend macht die lange und leichte Abfahrt richtig Spaß: Durch das geringe Gefälle muss ich fast nie bremsen und mache ordentlich Kilometer. Dabei fahre ich im wilden Soča-Tal durch endlose Wälder 🌲🌳. Das Seltsame dabei: Obwohl ich immer leicht bergab fahre, werden die 🏔️ nicht größer und höher. Anscheinend verschwinden die 2.000er auch nach und nach. Im Soča-Tal scheint alles noch wie früher zu sein. Keine Industrie, nur eine Straße, nicht mehr und dazu ein traumhafter Ausblick🏔️ 😊. Nach etlichen Kilometern Natur verlasse ich schließlich den Triglavski Narodni Park. Mit der schönen Stadt Bovec (kommt das vom lateinischen Bov= Kuh 🐮?) wird es zivilisierter, aber dennoch ist es hier einfach schön 😊. Ich fahre immer noch größtenteils bergab, bis ich irgendwann in Idrsko auf 210 Meter Höhe bin. So was habe ich noch nie gehabt: von 1.611 Meter auf 210 Meter. Mit einer Abfahrt von sage und schreibe 55 Kilometern! Meine Erwartungen sind übertroffen! Nach dem Dorf folgt endlich wieder ein Anstieg oder sogar ein kleiner Pass: Mit 14 Prozent kurble ich mich am späten Nachmittag noch bis auf 1.190 Meter hoch. Dabei komme ich durch das Dorf Livek und später belohnt mich ein besonderer Ausblick über die slowenisch-italienischen Berge 🏔️ und sogar das 45 Kilometer entfernte Meer sehe ich 😊. Das Ganze wird nur noch davon getoppt, als ich auf die Idee komme am Gipfel mein Zelt 🏕️ aufzuschlagen. Und das mitten auf der slowenisch 🇸🇮-italienischen 🇮🇹 Grenze. So können sich die Slowenen und Italiener streiten, wenn sie mich beim Wildcampen erwischen 😁. Halb auf italienischer 🇮🇹 Seite, halb auf slowenischer 🇸🇮 Seite. Ich konnte mich einfach nicht entscheiden. Aber der Ausblick ist einzigartig 😊!

Auf nach Kroatien 🇭🇷 2023! Tag 4/4: Grenzkammstraße, Gorizia und Triest (178 km | 09:45 | 2 570 m) Die Nacht im Zelt 🏕️ war abgesehen von dem traumhaften Ausblick – auch in der Nacht 😊 – gewöhnungsbedürftig: Meine aufblasbare Isomatte hatte ein Loch bekommen und so schlief ich auf den harten Steinen. Noch dazu waren mein Schlafsack und mein Zelt 🏕️ immer noch feucht 😣. Seit zwei Tagen konnte es nie über Nacht trocknen, da es immer leicht bis stark regnete. Wie immer weckt mich die Sonne ☀️, heute um 6:30 Uhr. Schnell frühstücke ich wieder die Reste von gestern, baue alles ab und nach einem letzten Ausblick in die weite Ebene Italiens 🇮🇹😊 mache ich mich auf den Weg. Heute steht – im Gegensatz zu den bisherigen Tagen – mal nicht ein Pass zum Einstieg an, sondern eine Abfahrt! Die erste halbe Stunde rolle ich nun von 1.190 Meter auf 670 Meter auf der alten militärischen Grenzkammstraße zwischen Italien 🇮🇹 und Slowenien 🇸🇮 bergab. Es folgen scheinbar unendlich lange Laubwälder, zwischendurch mal der ein oder andere Ausblick in die Ferne und immer mal wieder kleine Steppen. Nach den gefühlt 1.000 Kurven geht es auch mal wieder eine Zeit lang leicht bergauf, bis es vor Gorizia fast bis auf Meereshöhe bergab geht 😁. Kurz vor Italien 🇮🇹 fülle ich meinen Proviant noch bei einem kleinen Dorfladen auf, sodass ich nicht in den großen Städten wie Gorizia oder Triest nach einem Supermarkt suchen muss. Hier treffe ich übrigens zum ersten Mal seit 35Kilometern auf Menschen und Autos 🚗. Noch dazu mag ich nicht gerne mein bepacktes BackRoad in so großen Städten allein lassen… Vor Gorizia prägen Weinfelder 🍇 das Landschaftsbild und natürlich hunderte von Bergen und Hügeln 😊. Gorizia durchquere ich schnell und wechsle wieder auf die Slowenische 🇸🇮 Seite. Anschließend folgt eine Flachetappe, bis ich nach Dornberk eine passähnliche Straße unter die Reifen nehme. Die knapp 400 Höhenmeter sind aber gleich erkurbelt und anschließend geht es auf kleinen, fast unbefahrenen Straßen im slowenischen Hinterland weiter 😊. Bald ist wieder Grenzwechsel angesagt und nach einem kleinen Anstieg befinde ich mich wieder in Italien 🇮🇹! Hier nähere ich mich Triest, umfahre die Stadt aber größtenteils und es folgt wieder eine Abfahrt 😁. Dabei werde ich einmal, als ich mit 50 km/h runterbrettere, von einem Niederländer kurz vor einer Kehre überholt 😡. Hätte gefährlich ausgehen können! Und gebracht hat es dem Raser auch nicht viel, denn anschließend fährt er vorsichtig die gefühlten 25 Prozent auf Kopfsteinpflaster bergab und muss aufpassen, dass er durch die sehr schlechte Straße nicht aufgeht. Ich bin dann wieder hinter ihm. Trotz der Abgeneigtheit gegen Triest muss ich die Stadt dennoch im Industriegebiet durchqueren. Eine andere Möglichkeit gibt es weit und breit nicht. Dabei fahre ich auch kurz eine vierspurige Straße, die ich aber schnellstmöglich wieder verlasse. Bald befinde ich mich wieder in Slowenien 🇸🇮 und auf dem Parenzana, einer alten Bahnstrecke, die als Radweg umgebaut wurde. Dem Parenzana folge ich ein Stück, bis es wieder hüglig wird und die letzten großen Anstiege folgen. Diese sind trotz der geringen Höhenmeter aber auch nicht zu unterschätzen. Denn erstens ist die Steigung mit 20 Prozent und mehr nicht gerade wenig und zweitens hat es nun 31 Grad 🥵. Fast stündlich muss ich so eine Trinkwasserstelle suchen, wo ich meine Wasserflaschen auffüllen kann. Das geht über die komoot Funktion „Trinkwasser“ recht gut, da fast jedes Dorf einen Dorfbrunnen hat. Ob aus dem Brunnen dann auch Wasser läuft, ist aber eine andere Frage. Verlassen kann man sich darauf nicht. Irgendwann habe ich die Hügel erklommen und es folgt eine schöne und schnelle Abfahrt nach Dragonja. Bald darauf erreiche ich die unkontrollierte Grenze 🇸🇮- 🇭🇷. Auf einer sehr stark befahrenen Straße kurble ich mich hoch und werde dabei regelrecht von Werbeplakaten erschlagen. Ich merke: Ich bin in Kroatien 🇭🇷! Bei Kaštel erfahre ich neue Kastl und bin bald im Buje. Auf bekannten Wegen geht’s bergab und endlich ans Meer nach Novigrad. Hier überquere ich bei Antenal eine Meereszunge und fahre auf der viel befahrenen Bundesstraße D75 weiter. Hier werde ich ständig und fast ununterbrochen gefährlich bei Gegenverkehr überholt, was keinen Spaß macht 😣. Aber eine andere Möglichkeit gibt es sonst fast nicht, außer man fährt im Zickzack die kleinen Strandwege ab. Und ich wollte auch mal ankommen 😉. Bei Poreč fährt mich dann ein Kroate 🇭🇷 fast absichtlich vom Rad. Der Fiat 500 Fahrer fährt extra immer dichter an mich ran und möchte mich auf den Radweg nebenan drängen, auf den ich aber wegen des hohen Bordsteines zunächst nicht fahren kann. Schließlich schneidet er mich absichtlich und zieht kurz vor meinem Reifen ganz rüber 🤬. Dann sehe ich nur noch, dass es kracht und staubt und er fährt weiter. Wenigstens hat er seine Felgen am Bordstein ruiniert! Die letzten Kilometer über brettere ich auf weniger befahrenen Straßen bei Poreč weiter, bis ich um 19 Uhr am Campingplatz ankomme, gleich von meinen Eltern begrüßt werde und ins Meer springe. Hier werde ich jetzt erst mal eine Weile bleiben, bis es dann wieder heim geht. Und das natürlich wieder mit meinem BackRoad 😉. Link zum Relive-Video: https://relive.cc/view/v1vj9B54oJq

Die Heimreise Tour

Kroatien Heimreise 2023 Tag 1: Kroatien 🇭🇷, Platten und Slowenien 🇸🇰 (133 km | 07:04 | 2 600 m) Nach zehn Tagen Campingplatz und Kroatien heißt es heute: „Zurück nach Hause!“. Und das natürlich wieder mit meinem BackRoad und einer größtenteils neuen Route. Die neue, schon seit gut zwei Monaten geplante Route hätte ich beinahe nicht fahren können, denn unglücklicherweise ist mit ein paar Tage zuvor durch Hagel und Starkregen mein altes iPhone kaputtgegangen beziehungsweise es gibt kein Lebenszeichen mehr von sich 😫. Natürlich hätte ich auch so, ganz ohne Navigation und Handy heimfahren können. Dann aber über größere, stärker befahrene und gut ausgeschilderte Straßen über Udine (Italien) oder Ljubljana (Slowenien). Und das hätte ich auch beinahe so gemacht, wäre da nicht die so verlockende, neue Route gewesen, die abseits vom Verkehr auf überwiegend neuen Straßen mit vielen Highlights zurückführt. Außerdem würden sich sonst meine Eltern unnötig viel Sorgen machen, ob mir denn was passiert sei oder ob es mir gut gehe. Deshalb habe ich mir gestern in Poreč ein neues, günstiges Samsung Galaxy A14 für knappe 200 € zugelegt. Leider jedoch ohne Hülle und Panzerglas. Diese Dinge hatte weit und breit kein Laden. Wer sich also wundert, warum die Fotos ein wenig anders aussehen, der weiß jetzt Bescheid 😉. Außerdem muss ich – umständlicher Weise – bei jedem Foto ab jetzt wieder anhalten und mein Handy aus der Handytasche ziehen, anstatt einfach unter dem Fahren Fotos zu machen. Die Umgewöhnung ist bei mir gerade voll im Gange und ich muss mich noch entscheiden, ob ich das Handy behalte, oder es eine Notfalllösung ist. Jetzt aber wieder zur Tour: Recht spät, erst um 10 Uhr, mache ich mich heute auf. Kurz verabschiede ich mich noch von meiner Familie, die auch bald abreisen wird – jedoch mit dem Auto – und schon kurble ich runter vom Campingplatz. Es ist wieder so ein besonderes Gefühl, das ich verspüre. Wieder bin ich am Anfang und über 600 Kilometer warten auf meine Reifen. Pässe, aber auch Hügel.Schotterwege, kleine und große Straßen.Städte und Dörfer.Verschiedene Regionen und Länder.Kurz: Vieles! Bis Poreč herrscht noch viel Verkehr, anschließend lässt allmählich der Massentourismus nach und ich fahre an Olivenhainen, Weinplantagen, Feigenfeldern und ab und zu sogar an einem kleinen Maisfeld vorbei. Meistens fahre ich im Dschungel, der aus Gestrüpp und vielen kleinen Eichen besteht. So kurble ich mich immer mit leichter Steigung auf bekannten Straßen hoch nach Antonci und Vežnaveri. Dabei denke ich neben der schönen Umgebung auch an die Gewitterfront, die vor fünf Tagen, als ich hier schon gefahren bin, gefährlich näher rückte. Ich wusste, dass es bald regnen würde, aber ich wollte einfach nicht die Tour abbrechen und zurückfahren. Ich wollte einfach mal nur eine Runde drehen, wie man es in Kroatien haltmacht. Ohne Regen. Vom tagelangen Regen reichte es mir schon ziemlich. Wenn ich es damals gewusst hätte, dass mein Handy genau diesen Regen nicht aushält, wäre ich umgedreht oder hätte zumindest mein Handy eingeschoben. Und nun ist vieles verloren. Ich überquere die Autobahn und nach und nach verlassen mich die traurigen Gedanken. Ich befinde mich in neuem Terrain! Auf den folgenden Kilometern genieße ich wieder die kroatische Umgebung 😊. Dabei fahre ich überwiegend auf kaum befahren Straßen stetig bergauf. Irgendwann belohnt mich ein traumhafter Ausblick aufs Meer und ich denke mir: „Da war ich doch noch gerade!“ 😊. Auch die bekannte Weinregion mit dem Städtchen Motovun bekomme ich zu Gesicht, wenn auch nur von Weitem. Nach Vižinada folgt eine lange und schöne Abfahrt ins Mirnatal, anschließend darf ich wieder ein paar Höhenmeter bis auf Höhe Grožnjan überwinden 😅. Seltsamerweise kommen mir hier immer noch viele Touristen entgegen: Überwiegend Niederländer, aber auch Belgier, Dänen, Schweizer, viele Franzosen und sogar Finnländer, Polen und Tschechen. In Istrien fährt einfach die halbe Welt spazieren 😅. Bald bin ich schon in Slowenien – so denke ich jedenfalls! Die letzten Kilometer in Kroatien ziehen sich aber, denn erstens folgt grober Schotter und dazu geht es noch ständig bergauf. Außerdem ist mein Wasser leer, was die Lage nicht gerade verbessert. Als ich dann zu einem alten Ruinendorf komme, das schon längst ausgestorben scheint, passiert mir etwas so Ungewöhnliches, dass ich es selbst nicht glauben könnte, hätte ich es nicht selbst erlebt. Bei der ersten Ruine angekommen, bekomme ich solche Bauchkrämpfe, dass ich mich fast auf den Boden legen muss. Außerdem wird mir äußerst schlecht. Das hatte ich noch nie! Als es kurz wieder besser wird, betrete ich ein altes Gebäude und bin schockiert und irgendwie fasziniert. Was sich hier zugetragen haben muss, dass wirklich das ganze Dorf verfällt?! Was ist hier vor sich gegangen, was geschehen? Mir läuft ein Schauer über den Rücken und ich verlasse die Ruine. Die Bauchkrämpfe fangen wieder an und ich flüchte regelrecht von diesem verfluchten Ort. Kann es noch Zufall sein, was mir dort geschehen ist? Komischerweise legen sich die Beschwerden anschließend nach und nach. Auch die verfallene Kirche muss ich natürlich noch besichtigen, bis es die letzten Meter zur Grenze geht. Diese ist nicht mal ausgeschildert und lediglich eine Schranke markiert den Übergang. In Slowenien angekommen, suche ich gleich im ersten belebten Dorf eine Wasserstelle – vergebens. Zum Glück rollt es sich anschließend überwiegend bergab und bei der ersten Tankstelle fülle ich meine Wasserflaschen auf. Eine Weile folge ich noch einsamen slowenischen Straßen, bis es ganz ins Tal geht und mich von nun an eine Zeit die Autobahn begleitet. Hier bezwinge ich noch den Hügel Gravje (465 m), von dem ich einen traumhaften Ausblick auf Triest, Koper und das Meer habe 😊. Davor jedoch muss ich noch gezwungenermaßen eine Pause einlegen. Ich habe wirklich den ersten Platten mit meinem BackRoad. Und das nach 5.500 Kilometern! Das Problem ist aber gleich durch einen Ersatzschlauch gelöst und gleichzeitig stärke ich mich. 2 in 1! Nach dem Berg, ein paar groben Schotterwegen und dem ein oder anderen verblockten Uphill wird es vor Kozina wieder angenehmer und ab der Stadt vertraut, denn dieselbe Strecke bin ich letztes Jahr auch schon zurückgefahren! Nur unbekannte Wege gehen halt nicht... Ab Konzina mache ich endlich ein paar Kilometer. Auf geraden und überwiegend flachen Straßen rolle ich bis Dolenja Vas. Anschließend verlasse ich die bekannte Strecke wieder und ich fahre wieder in die Prärie. Hier muss ich bald schon wieder anhalten: Der zweite Platten und wieder vorne, obwohl ich vorher den Reifen gründlich auf Rückstände kontrolliert habe. Dieses Mal ist es ein spitzer Dorn 😡. Ich muss ich den Schlauch flicken und eine halbe Stunde später kann es wieder weitergehen. Kurz darauf folgt eine lange Abfahrt mit vielen Serpentinen 😁. Ich fahre nach Podnanos, in ein größeres Tal, und bleibe darin ein Stück. Es wird wieder lebhafter, städtischer und zum Glück kann ich dem Trubel noch am frühen Abend entkommen. Nach Vrhpolje folgt ein unbenannter, aber umso schönerer Pass mit etlichen Serpentinen 😅. Oben angekommen darf ich einen Ausblick über einen Großteil des Tals genießen, bis es weiter geht und ich in Col noch meinen Wasservorrat für die Nacht auffülle. Nicht viel weiter finde ich ein schön verstecktes Plätzchen, das aber zugleich in Dorfnähe liegt. So muss ich meinen Proviant nicht ,wie letztes Jahr auf einen Baum 🌳 binden, um mich vor den slowenischen Braunbären zu schützen. Die Nacht kann einbrechen!

Kroatien Heimreise 2023 Tag 2: Vom Land der tausend Hügel 🇸🇰 nach Österreich 🇦🇹 (151 km | 09:07 | 3 480 m) Kurz vor 7 Uhr werde ich von der Sonne 🌞 geweckt. Das Kondenswasser von der Zeltwand tropft mir ins Gesicht und wie immer sind meine Haare nass. Trotz Müdigkeit 🥱 und fehlender Motivation schon wieder alles abbauen und verstauen zu müssen, stehe ich auf und trete ins taunasse Gras. Die Sonne 🌞 scheint, nur ein kalter Wind weht. Die Nacht im Zelt war wieder gewöhnungsbedürftig. Meinen Luxus am Campingplatz mit einem echten Bett musste ich dem Abenteuer opfern, aber das mache ich immer wieder gerne. Aber das war nicht das Problem. Meine aufblasbare Isomatte, die trotz des Flickens in kurzer Zeit viel Luft verlor, war das Problem. Und so durfte ich die Nacht auf steinig-kühlem Boden verbringen. Durch den kühlen Morgenwind verfliegt die Müdigkeit jedoch schnell, ich packe alles zusammen, esse dabei das gestern Übriggebliebene, das nur aus ein paar Gummibärchen besteht und mache mich auf den Weg. Ich folge einer Straße, die scheinbar nicht enden möchte. Irgendwann bin ich oben auf 850 Meter Höhe und es belohnt mich eine lange Abfahrt mit vielen Serpentinen nach Črnhi Vrh 😁. In diesem kleinen Dorf finde ich zum Glück einen Dorfladen und einen Brunnen. Somit bin ich wieder bestens versorgt! Bald geht es flach weiter, aber nicht lange. Nach Godovič muss ich noch einen Hügel erklimmen und ich ahne nur anhand des Höhenprofils, was mir heute bevorsteht: 90 Kilometer ausgeprägte Hügellandschaft! Doch wie sich die Hügel ziehen werden, wird mir erst nach und nach klar, als ich einen Berg 🏔 nach dem anderen erklimme 🥵. Ich bin im Land der tausend Hügel angekommen, wie ich es nenne! Auf kaum befahrenen Sträßchen kurble ich mich die nächsten Stunden hoch, fahre wieder bergab und starte immer und immer wieder im Tal 😅. Dabei komme ich oft durch kleine slowenische Dörfer, an Bauernhöfen vorbei und an den vielen Sägewerken, die es dort gibt. Unzählige traumhafte Ausblicke genieße ich, die jedoch mit vielen Schweißperlen bezahlt sind. Manchmal fluche ich, hätte ich nur den entspannten Fernradweg über Ljubljana genommen, den außer mir jeder Radler nimmt. Zumindest treffe ich viele Stunden auf keinen einzigen Radler – bis ich am Nachmittag ins endgültige Tal ab Radovljica komme. Aber oben angekommen, weiß ich dann wieder ganz genau, warum ich mir das alles antue 😊. Der Ausblick ist unbeschreiblich oder wie man so schön sagt: „Bilder sagen mehr als tausend Worte“! Ab und zu verirre ich mich auf einen groben Schotterweg, einmal muss ich mein BackRoad sogar über einen weggeschwemmten Weg heben. Ab Predmost wird dann das Ausmaß des tagelangen Starkregens für mich sichtbar: Viele Bäume und Äste liegen neben dem Ufer der Poljanska Sora und kurz darauf sehe ich viele Spuren der Erdrutsche. Teilweise musste sogar eine Kiesstraße als Notlösung angelegt werden, da ein kleiner Bach die Straße wegriss 😨. Ich erklimme auf 6 Kilometern beinahe den Stari Vrh und bald folgt eine lange Abfahrt nach Selca 😁. Anschließend muss ich noch mal solch einen Berg 🏔 überwinden, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte 😅. So zieht es sich und bis zum Nachmittag habe ich erst 90 Kilometer geschafft. Zum Glück wird es nun flacher und ich kann Kilometer machen 😁! Vor Radovljica muss ich noch einen für Gravelbikes ungeeigneten, verblockten Schotterweg bis über die Sava bewältigen, dann wird es besser. In der Stadt fülle ich noch kurz meinen Proviant auf und kurz darauf mache ich mich auf nach Bled. Hier möchte ich mich eigentlich im wunderschönen Blejsko jezero abkühlen und gleichzeitig vom beißenden Schweißsalz befreien. Das klappt aber nicht so ganz, denn ich sehe kurz vor dem Baden noch ein Schild. Laut diesem ist es hier überall verboten zu baden, das Gras zu betreten, ein Picknick zu machen – kurz gesagt: alles! Ansonsten droht eine Strafe von mindestens 200 € 🧐. Warum stellt man hier so bescheuerte Regeln auf, die es sonst nirgendwo gibt 😡. Aus diesem Grund bade ich nicht, sondern wasche nur meinen Kopf, meine Arme und Beine. „Morgen werde ich dafür am Ossiacher See baden!“, denke ich mir. Was die Leute dabei denken, als ich mein vom Salz weißes Trickot ausziehe und im See wasche, ist mir auch egal. Ebenso als ich wie ein Hund meinen Kopf vom Wasser abschüttle. Das ist noch nicht verboten! Nach der kleinen Abkühlung kurble ich zügig weiter, denn ich will heute noch nach Österreich 🇦🇹 kommen. Ein Stück des Triglavski Narodni Parks nehme ich noch mit, anschließend folgt eine schöne Abfahrt ins Sava Dolinka Tal, in dem ich die nächsten Kilometer bleiben werde. Ich folge dem D2-Radweg, der mich bis nach Podkoren begleitet. Hier treffe ich wieder auf viele Radreisende und folge ein Stück der Autobahn, auf der sich alles staut. Gefühlt überhole ich tausend Autos und erinnere mich wieder an 2020. Damals bin ich noch nicht mit dem Rad nach Kroatien oder zurückgefahren und wir standen stundenlang im Stau. Das erspare ich mir! Auf dem immer leicht bergauf gehenden und gut ausgebauten und ausgeschilderten Radweg bin ich bald in Podkoren und bezwinge den Wurzenpass. Diesen habe ich in knapp einer halben Stunde bewältigt. Ist aber auch nicht verwunderlich, sind es von slowenischer Seite nur um die 200 Höhenmeter – dafür aber mit ordentlich Prozenten 😅. Die bewachte Grenze darf ich ohne Kontrolle passieren und es folgt eine lange und teilweise recht holprige Abfahrt 😬. Die Straße befindet sich zwar in einem viel besseren Zustand als letztes Jahr, denn sie wurde teilweise geteert, aber nur TEILWEISE! Beim letzte Drittel ist nur langsam fahren möglich beziehungsweise sicher. Nach der langen Abfahrt suche ich auf meiner Route gleich nach einem versteckten Zeltplatz und werde hinter ein paar Bäumen und Büschen fündig: Hier schlage ich mein Nachtlager auf!

Kroatien Heimreise 2023 Tag 3: Mit Sonnenstich nach Obervellach (101 km | 05:20 | 1 010 m) Die Nacht im Zelt war die Schlimmste, die ich je dort hatte. Das lag jedoch weniger an der aufblasbaren Isomatte, die mal wieder Luft verlor und ich so auf dem glücklicherweise weichen Grasboden schlafen musste. Vielmehr war es die Übelkeit, die mir zu schaffen machte. Mein Bauch hatte sich irgendwie aufgebläht und ich träumte schon vom Übergeben 🤮. Ich weiß nicht mehr, wann es genau war, als ich aus dem Zelt stieg, ein paar Meter rannte und mich bei traumhafter Atmosphäre, einem klaren Sternenhimmel, kühler Nachtluft und im Hintergrund die Silhouette der Berge übergab 🤮. Irgendwie genoss ich diesen Moment des Anblickes der Sterne und der Berge 😊. Aber gleichzeitig hasste ich das Würgen und den Geschmack, den ich auch durch Wasser nicht beseitigen konnte. Meine Wasserflaschen waren ziemlich leer. Und vor ein paar Stunden hatte ich mich noch gefreut, dass die Aufschrift auf den Brausetabletten „Kann abführend wirken“ auf mich nicht zutrifft. Doch wer statt der empfohlenen Tablette pro Tag rund 1 1/2 Stangen (das sind 30 Tabletten!) im Wasser auflöst, um dadurch ein leckeres Getränk zu erhalten, braucht sich nicht wundern. Oder lag es an etwas Anderem, vielleicht der heruntergesetzten slowenischen Mortadella? Jedenfalls wache ich am nächsten Tag um kurz vor 7 Uhr durch die helle Sonne 🌞 auf. Draußen ist es neblig und eigentlich will ich gar nicht aufstehen. Irgendwie bin ich sehr schwach, dehydriert und habe keine Lust schon wieder alles abzubauen zu müssen. Der Rücken schmerzt vom Boden und es ist, als hätte mir jemand all meine Energie geraubt. Es ist ein angsteinflößendes Gefühl, habe ich schließlich noch ein paar Kilometer vor mir. Aber ich muss mich irgendwie aufraffen, je länger ich liege, desto dehydrierter und schwächer werde ich. Um ein wenig wach zu werden, lege ich mich in das taunasse Gras im Morgennebel, das schön kühlt. So könnte ich jetzt Stunden liegen bleiben 🥱! Dennoch brauche ich Wasser. Mühsam erledige ich einen Schritt nach dem Anderen. Schlafsack einpacken, Isomatte einpacken, Zelt einpacken – und alles am Rad befestigen. Nach gut einer Stunde bin ich dann endlich fertig mit allem, steige auf mein Gravelbike und lasse mich, wenn möglich, rollen. Das Treten fällt mir sehr schwer. Zum Glück kommt bald ein Trinkwasserbrunnen, an dem ich meinen Durst stillen kann. Zu viel darf ich aber auch nicht trinken, sonst wird mir noch schlechter. Ich weiß nicht, wie ich es an den Ossiacher See schaffen kann, gar zu einem nächsten Supermarkt, denn ich brauche unbedingt Essen. Zwar wäre da noch die Mortadella und die Salami vom Vortag, aber nur bei dem Gedanken wird mir schon übel. Nach ein paar Schlücken lege ich mich sofort auf den Tisch und schlafe fast ein. Aber es hilft nichts, ich muss an etwas Essbares kommen, von dem mir nicht übel wird. Eine Cola und Gummibärchen oder Salzstangerl wären gerade recht. Nach einer halben Stunde leichtem pennen reiße ich mich zusammen und steige aufs Rad. Der folgende leichte Anstieg fällt mir sehr schwer, gefühlt ist es ein Pass, mehr als der Glockner! Anschließend geht's zum Glück bergab. Ich folge dem Gailradweg und bald erscheint eine Art Einkaufszentrum. Hier bin ich richtig! Mühsam und mit Schwindel suche ich mir irgendwie meine Sachen zusammen. Dafür muss ich in zwei Geschäfte gehen. Wie ich das geschafft habe, weiß ich nicht mehr. Anschließend trinke ich gleich die halbe Liter-Cola im Sitzen neben meinem BackRoad und nach einer Zeit bessert sich die Lage ein wenig. Nun trete ich die „lange“ Strecke zum Ossiacher See an. Es sind acht Kilometer! Diese acht Kilometer ziehen sich. Es fühlt sich an, als ob sie nie enden würden. Am Ossiacher See – so denke ich – will ich mich an einem Campingplatz warm duschen und mich im Wasser abkühlen. Und natürlich in der Wiese liegen, essen und schlafen 😴. Nachdem ich ganz Villach durchquert habe, falle ich fast vom Glauben ab. So leicht kommt man nicht in den Campingplatz! Das Konstrukt ähnelt einem Hochsicherheitsgefängnis. Überall versteckt sich hinter einer Mauer ein zwei Meter hoher Zaun, der das „einbrechen“ in den Campingplatz verhindert. Und der Haupteingang? Hier ist die Schranke nach unten abgesichert, dass sich keine Menschen darunter durchquetschen könnten. Nach jedem Fahrzeug schließt die Schranke gleich. Und möchte man hereingehen, muss man eine Schleuse durchlaufen und eine Chipkarte zum Öffnen der Tür dabeihaben. Anschließend folgt die Rezeption und dann muss man noch durch eine Tür gehen, ehe man sich im Campingplatz befindet. Die vielen Überwachungskameras nur ganz nebenbei erwähnt. So etwas habe ich noch nie gesehen! 😡 Normalerweise kann man in jeden beliebigen Campingplatz spazieren oder mit dem Rad hereinfahren. Ein paar Meter später wird mir der Grund für die Überwachung bewusst: Ein Strandbad befindet sich gleich daneben, das schön abkassieren möchte. Für „kurz mal abkühlen“ möchte ich aber nicht Eintritt zahlen. Also fahre weiter, aber es ist keine Badestelle in Sicht. Auch die komoot-Karte verspricht nichts Gutes. Bei einem Steg des Wasserskiclubs mache ich schließlich halt und auch hier ist – großgeschrieben – das Baden verboten 😡. Ich lege mich auf den Holzsteg, was man darf und werde bald von ein paar Wellen erfasst, die durch die Holzritzen schwappen 😊. Besonders das anlegende Schiff, aber auch der Wasserskier verursacht große Wellen und so werde ich ein wenig nass. Schließlich setzt sich das Schiff wieder in Bewegung und erzeugt einen schönen und starken Wasserstrom. Ich kann nicht anders und springe samt Kleidung ins Wasser 🤪. Natürlich springe ich so ins Wasser, dass es aussieht, ich würde reinfallen 😁. Anschließend bin ich hellwach, schwimme gegen den starken Wasserstrom und hiefe mich kurze Zeit später wieder aus dem Wasser. Den richtigen Zeitpunkt zum Reinspringen habe ich natürlich abgewartet und jetzt sind mein Trikot und meine Hose wieder vom beißenden Schweißsalz befreit. Die Schuhe habe ich natürlich davor ausgezogen und zunächst nur meine Beine und Arme abgekühlt. Anschließend lege ich mich auf das warme Pflaster und lasse mich trocknen. Auch wenn mich bestimmt viele Leute mit Verwunderung beäugen, ist mir das relativ egal 😄. Beim Sonnen trinke ich noch eine Cola und stärke mich mit Salzstangerl und Gummibärchen. Doch das lange Liegen in der Hitze sollte sich sich noch als Fehler herausstellen. Nach circa einer Stunde fühle ich mich „geheilt“ und kann trotz des anfänglichen Gedankens, heute zu ruhen, meine Reise weiter fortsetzen. Langsam gehe ich es an. Ich fühle mich wieder stärker. Ich verlasse den Ossiacher See und mache mich Richtung Radenthein und den Millstätter See auf. Die Kilometer interessieren mich auf einmal nicht mehr so, ich fahre so weit, wie ich komme. Es ist inzwischen 12 Uhr. Wider Erwarten zieht sich das Stück nach Afritz, denn es geht immer leicht bergauf 🥵. Langsam, aber sicher kehrt eine leichte Übelkeit zurück, gefolgt von einem Schwindelgefühl und einer Müdigkeit, als hätte mir jemand ein Schlafmittel verabreicht 😴. Eine solche Müdigkeit, bei der es anstrengend ist, bergab zu fahren und auf der rechten Straßenseite zu bleiben, hatte ich nicht mal auf meinem Kroatien-576-Kilometer-Brevet ohne schlafen. Immer wieder muss ich stehen bleiben, da ich zu schwach zum Treten werde. Ich bekomme es mit der Angst zu tun: Werde ich jetzt alt und es geht mit mir von nun an bergab? Ich träume am Afritzer und am Brennsee vorbei und irgendwann geht es endlich bergab 😁. Irgendwie gelange ich an den Millstätter See, an dem ich mir vorgenommen haben zu baden. Ich muss mich schließlich abkühlen, es hat 27 Grad, aber für mich sind es gefühlt 40 🥵. Immer wenn mir die Sonne 🌞 ins Gesicht lacht oder eher brennt, bekomme ich Kopfschmerzen. Das ist neu. Am Millstätter See fahre ich gefühlt eine Ewigkeit auf der hohen Straße, von der man nicht das Ufer erreichen kann. Zum Glück finde ich bald eine kleine Badestelle und ich schmeiße mich ins Gras zu den anderen Leuten. Fünf Meter hinter mir verläuft die stark befahrene Straße und es ist kein guter Badeplatz. Dennoch hüpfe ich wieder mit Trikot und Hose ins Wasser, damit ich beim Fahren auch gekühlt werde 😉. Nach dem kurzen Baden im eiskalten See 🥶 bin ich fast normal frisch und stehe gar nicht mehr kurz vor dem Einschlafen. Auch der Kopf schmerzt nicht mehr. Nun kommt es mir: Ich habe einen Hitzeschlag durch das lange Rumliegen am Ossiacher See bekommen. Zumindest hatte ich schon mal einen Hitzeschlag oder Sonnenstich und weiß wie sich das anfühlt. Ich stärke mich noch kurz, kühle meinen Kopf das letzte Mal ab und rede noch ein wenig mit Leuten, die sich für meine Reise interessieren. Komischerweise zittern meine Beine und Arme immer, wenn ich das Wasser verlasse, obwohl es inzwischen knappe 30 Grad hat. Um kurz nach 15 Uhr beende ich die inzwischen einstündige Pause schwersten Herzens. Ich würde so gerne SCHLAFEN 😴! Es folgt das Ufer des Millstätter Sees, das – obwohl es circa 15 Kilometer lang ist – keinen Platz zum Baden bietet 😡. Außer man blecht und geht in ein Strandbad. Oder man besitzt einen Grund am See, ein Haus, einen Schuppen. Oder man kämpft sich durch das Brombeergestrüpp am Ufer – barfuß, um sich anschließend abkühlen zu können. Nach circa einer Stunde ist meine ganze Kleidung wieder staubtrocken und mein Kopf schmerzt, ich bin todmüde! Also suche ich mir von nun an möglichst jede Stunde einen Brunnen, unter den ich meinen Kopf halte und mein Trikot vollständig nass mache. Dann geht es wieder, gut ist es nie... Nach Seeboden folge ich von nun an dem R8, der mich nach Obervellach bringen soll. Von dort aus möchte ich die Tauernschleuse nehmen. Von Anfang an, nicht wegen meines Hitzeschlags. Doch warum? Einfach deshalb, da ich inzwischen alle Pässe und Verbindungen über die Hohen Tauern abgefahren bin und ich neue Straßen fahren will. Den Glockner bin ich schon ein paar Mal gefahren, von beiden Seiten. Langsam aber sicher kurble ich mich im Schneckentempo vorwärts. Mir kommen vermehrt schwer bepackte Radfahrer entgegen, die alle an die Adria wollen. Möllbrücke lasse ich hinter mir und es folgen wieder mehr oder weniger starke Anstiege. Besonders die letzten Kilometer nach Obervellach stellen sich als höhenmeterlastig heraus. Ich überlege, die flachere Bundesstraße zu fahren, belasse es aber dennoch beim Radweg. Mir kommen wieder Gedanken an letztes Jahr, als mich ein Radler ab Spittal an der Drau begleitet hat. Er ist damals die Tauernschleuse gefahren, ich habe mich den Glockner bei Regen ☔️ hochgekämpft. Das Fahren des Radwegs stellt sich als gute Entscheidung heraus. Nach einem quälenden Anstieg mit über 20 Prozent, eher 25 Prozent, sehe ich ein wahres Radlerparadies 😃:Alles Mögliche an Obst 🍎🍐🍊 und Gemüse 🥕🍅 ist aufgetischt, dazu gibt es Boxen mit kühlen Getränken und sogar eine Box mit Hilfsmitteln wie einer Klingel, einem Zahlenschloss, Spanngummis, Tempos oder Regenponchos stehen kostenlos zur Verfügung. Alles auf Spendenbasis. Ein Radfahrer lädt mich gleich ein, mich herzusetzen. Es stellt sich heraus, dass der Radler derErfinder dieser Idee ist. Alles begann letztes Jahr, als er einer halb verdursteten Radfahrerin ein kühles Getränk anbietet. Einen Monat später erhält er einen Dankesbrief ihres Mannes, worin sich ein 50-€-Gutschein befindet. Diesen kann er aber nicht annehmen, ist es doch viel zu viel Geld für eine kleine Hilfe. Sofort kommt ihm eine Idee: Er richtet mit dem Geld einen Stand für Radler ein, an dem sie sich selbst bedienen dürfen. So würde nie mehr einen Radler das gleiche Schicksal ereilen –zumindest nicht hier. Doch auch damit wird er das Geld nicht los, denn es wird gespendet und gespendet. Also fasst er den Entschluss täglich das Obst 🍎🍐🍊, das Gemüse🥕🍅, die Getränke und das Equipment für Radler mit dem Spendengeld aufzufüllen. Ich bin begeistert von der Idee und bleibe eine Weile bei ihm. Wir reden über meine Tour und über die unverschämten Preise. Unten beim Wirt soll eine Coladose 3,50 € kosten. Hier gibt es sie auf Spendenbasis und dazu noch gekühlt. Denn auch die Kühlpads erneuert er täglich. Irgendwann verabschiede ich mich, hinterlasse natürlich eine Spende und kurble die letzten Kilometer nach Obervellach. Es ist nun schon fast Abend, und ich beschließe, morgen die letzten 500 Höhenmeter zur Tauernschleuse zu bewältigen. Zwar hätte diese bis 23 Uhr geöffnet, aber ich bin trotz meiner Beschwerden heute weit genug gekommen. Weiter, als ich dachte. Bei Obervellach suche ich mir einen verstecken Zeltplatz. Dazu fahre ich zuerst durch –natürlich – einen Campingplatz. Irgendwo versteckt am See lasse ich mich nieder, kann aber noch nicht mein Zelt aufbauen, denn erst in zwei Stunden würde die Sonne untergehen. Und sonst könnte mich noch jemand erwischen 😬. Also sitze ich im Gras und werde regelrecht von den Mücken gefressen. Ich flüchte daraufhin – wieder durch den Campingplatz – und lasse mich in Obervellach auf einer Bank nieder.Hier warte ich bis kurz vor Sonnenuntergang, dann suche ich mir schnell einen versteckten, aber weichen Platz im Gras und schlage mein Zelt auf. Warum ich nicht am Campingplatz zelte?Ich mag einfach nicht den ganzen Tag das Gepäck herumfahren und am Abend dafür noch was zahlen. Sonst könnte ich mir gleich eine Pension suchen. Bis Abenddämmerung steht alles und die Nacht kann einbrechen.

Kroatien Heimreise 2023 Tag 4: Tauernschleuse, Kilometer und die Nacht (243 km | 10:51 | 2 550 m) Um 6:30 Uhr wache ich am nächsten Morgen auf. Die kühlnasse Morgenluft tut mir gut und ich möchte eigentlich aufstehen, um alles – wie jeden Morgen – zusammenzupacken. Doch irgendwie bin ich noch recht müde 😴 und habe Kopfschmerzen. Ich lege mich noch einmal hin und schlafe tatsächlich ein! Normalerweise ist das eher umgekehrt, ich lege mich noch mal hin und stehe nach etwa einer Viertelstunde fast vollkommen wach auf. Ich glaube es lag an der dichten Wolkendecke, durch die nicht die Sonne 🌞 scheinen konnte, sodass ich noch mal eine Stunde schlief. Um 7:30 Uhr ist es aber dann höchste Zeit alles zusammenzupacken. Ich frühstücke kurz ein paar Salzstangerl, anschließend widme ich mich meinem Zelt und dem sonstigen Gepäck. Dabei werde ich sogar noch von einem Geländewagen erwischt, der begutachtet, wie es nach dem gestrigen kurzem Regen ☔️ um das Heu steht. Ich bekomme zum Glück keine Probleme und bin bald weg. Obervellach ist gleich erreicht und danach bekomme ich kurz Panik: Es ist 8:53 Uhr als ich lese, dass die Tauernschleuse von 5:50 Uhr bis 22:50 Uhr stündlich fährt. Das heißt ich habe für acht Kilometer Anstieg eine knappe Stunde Zeit, ansonsten muss ich bis 10:50 Uhr warten und das möchte ich auf keinen Fall! Zudem muss ich in der Zeit auch noch ein Ticket kaufen 😬. Also nichts wie los! Mit gesammelten Kräften lege ich einen Ausdauersprint hin. Zwar bin ich immer noch ein wenig angeschlagen, aber im Vergleich zu gestern geht es mir schon viel besser. Die folgenden acht Kilometer und rund 500 Höhenmeter bezwinge ich in rund 40 Minuten, sodass ich entspannt ein Ticket kaufen kann. Eigentlich hätte ich mich gar nicht stressen müssen und in aller Ruhe den Berg 🏔 hochkurbeln können, hätte ich gewusst, dass sich die Abfahrtzeit um 15 Minuten nach hinten verschiebt. Schließlich mussten noch alle Autos von Salzburger Seite abgeladen werden, alle von Kärntner Seite rauffahren und das dauerte halt seine Zeit. Ich wundere mich nur, dass es einen ganzen Radlerwaggon gibt, fährt gerade nur ein anderer Radler mit. So dachte ich anfangs. Nach rund 20 Minuten Fahrt wird mir dann der Grund für den Extra-Radlwaggon bewusst: Auf Salzburger Seite ertreten sich fast die ganzen Radler, die nach Kärnten wollen 😅. Das ist aber irgendwie auch nicht verwunderlich: Die meisten fahren den Alpe-Adria Radweg von Nord nach Süd und nicht andersherum. Nach dem Aussteigen aus dem Passagierwaggon gehe ich wieder ganz hinter zum Radlwaggon und bekomme fast einen Herzinfarkt: Ich suche jede Ecke des relativ kleinen Waggons ab, in dem nun bestimmt schon wieder 30 neue Fahrräder stehen und finde mein Gravelbike nicht! Hat es jemand gestohlen? „So ist es, wenn man einmal sein Rad nicht absperrt!“, denke ich und überlege mir schon, was ich jetzt tun soll. Ganz ohne Rad, ohne Gepäck, Geld, Ausrüstung... Ich steige aus dem Waggon und kann es nicht fassen: Jemand hat einfach mein BackRoad rausgestellt und wo angelehnt. Ich bin heilfroh, doch auch wütend. Wehe, es hat jetzt einen Kratzer 😡. Was, wenn es umgefallen wäre? Mit den vielen Taschen ist das schnell möglich. Jedenfalls steige ich erleichtert, aber gleichzeitig ein wenig wütend auf und es folgt eine lange Abfahrt 😁. Bald bin ich in Bad Gastein, das sich als eine wahre Prunkstadt herausstellt. Das Stadtbild ist geprägt von reißenden, wilden Wasserfällen, die zwischen 4- bis 5-Sterne-Hotels, in denen die Nacht gleich mal über 300 € kostet, und Luxus Suiten in die Tiefe stürzen. Hier gibt es keinen normalen Wirt, keine einfache Pension, keine (normalen) Wohnungen. Alles sieht aus wie gerade erst gebaut, kein Quadratzentimeter ist dreckig, kein einziges Unkraut kann hier wachsen, ehe es von den Gärtnern ausgerissen wird. Kurz: Eine rund um einen Wasserfall gebaute Prunkstadt. Das Durchfahren der Stadt stellt sich auch als eine richtige Herausforderung heraus, möchte man nicht auf der Bundesstraße durchbrettern. Nach der Prunkstadt folgt weiter im Gasteinertal Normalität: Nach und nach beginnen Wiesen, Weiden, normale Häuser und Pensionen wieder Überhand zu gewinnen und auf dem schönen Alpe-Adria-Radweg kurble ich weiter nach Bad Hofgastein. Das lasse ich auch gleich hinter mir und es rollt sich nochmals ein Stück bergab. Dabei folge ich der Gasteiner Ache. Langsam, aber sicher bekomme ich Hunger und sehe mich ständig nach einem Supermarkt um. Meine Vorräte sind nahezu aufgebraucht, ich habe noch ein paar Salzstangerl, ein paar alte Nüsse und eine Stange Traubenzucker. Damit mein Blutzucker konstant bleibt und ich nicht in den Unterzucker komme, nehme ich immer wieder mal einen Traubenzucker. Leider sind hier in Salzburg – im Gegensatz zu Kärnten, Slowenien 🇸🇰 und Kroatien 🇭🇷 – alle Supermärkte Sonn- und Feiertags geschlossen. Das sollte mir aber erst später richtig bewusst werden! Nach Dorfgastein muss ich einem 1,6 km langen stinkenden und lauten Autotunnel durch einen Berg 🏔 folgen. Die Straße an der Gasteiner Klamm wurde nämlich bis heute nicht renoviert und der Alpe-Adria-Radweg einfach hierdurch verlegt 😡. Ist günstiger... Anschließend gelange ich ins Pongau. Auch hier rollt es sich noch gut, allerdings muss ich nun auch den ein oder anderen Anstieg bewältigen 😅. Im Salzachtal fahre ich nach Schwarzach und weiter nach Sankt Johann im Pongau. Später folgt Bischofshofen und ich erblicke bald die Burg Hohenwerfen, die ich auch schon vor einigen Jahren, damals aber noch vom Auto aus Sicht der Autobahn erblickt habe 😊. Ständig begegnen mir viele Radler, die alle an die Adria wollen. „Die haben noch was vor sich!“, denke ich mir, denn gefühlt geht es ständig bergab 😅. Ich rase gefühlt am Tennengebirge vorbei und dabei kommen immer wieder Erinnerungen an meinen letztjährigen TransAlp in 20 Stunden an den Ossiacher See auf 😊.

https://komoot.de/tour/913935032?ref=aso

Nicht viel später erreiche ich den Pass Lueg, der meiner Meinung nach den Namen „Pass“ eigentlich nicht tragen darf, sind viele Hügel länger und steiler als dieser. Hier möchte ich mir eigentlich – auf Passhöhe – den angeschriebenen Schweizer Wurstsalat für 7 € gönnen, nicht zuletzt, da ich befürchte, bald in Unterzucker zu geraten, falls ich nichts esse. Und ein Sandwich bei der Tankstelle ist auch nicht viel günstiger. Leider stellt sich heraus, dass die Wirtschaft erst in einer dreiviertel Stunde um 15 Uhr öffnet, so der Rezeptionist, bei dem ich den Wurstsalat bestellen möchte und der daraufhin mich verwundert beäugt. Sonst ist ja niemand da... Also weiter. Den Pass rolle ich schnell bergab 😁 und folge bis Hallein der Salzach, die inzwischen kein reißender Gebirgsbach mehr ist, sondern sich mehr und mehr in einen breiten Fluss verwandelt hat. In Kuchl fahre ich an einer guten Wirtschaft vorbei, auch der Biergarten und das Schild auf dem „Krautsalat, ofenfrischer Schweinebraten mit Salat, Knödel und Kartoffeln 14,90 €“ geschrieben steht, lädt ein 😋. Kurzerhand kehre ich dort ein und brauche auch gar keine Speisekarte. Knapp eine Stunde später kurble ich satt und glücklich weiter. Es ist erst 17 Uhr und ich habe nur noch 140 Kilometer vor mir. „Die paar Kilometer schaffe ich heute auch noch, dann muss ich nicht noch eine Nacht im miefig-nassen Zelt auf hartem Boden verbringen“, denke ich mir. Gesagt, getan! Voller Kraft – im Gegensatz zu gestern – nehme ich das letzte Stück Salzachtal in Angriff, anschließend folgt ein Hügel, der sich Pass nennen dürfte, aber stattdessen ganz schlicht Fürstenbrunnerstraße heißt. 22 Prozent und rund 200 Höhenmeter fordern mich noch ein wenig. Anschließend geht es bis Deutschland 🇩🇪 nur noch bergab und ich bin im Berchtesgadener Land! Die folgenden Kilometer ziehen sich ein wenig. War es wegen der Autobahn und den vielen Autos, die mich dort immer von Weitem aus – wenn auch langsam, wegen eines Staus – überholten oder eher die immer leichte und versteckte Steigung? Ich weiß es nicht. Als ich an der noch-100-Kilometer-Marke kratze, folgen bekannte Straßen, die ich 2021 schon auf meiner Schwarzwald-Bodensee-Könissee-Runde gefahren bin 😊. https://komoot.de/tour/464323753?ref=aso

Irgendwie ist es ein besonderes Gefühl: So viele verschiedene Bikepacking-Abenteuer habe ich nun schon unternommen, doch sie alle überschneiden sich ein wenig. Alle sind einzigartig, gehören aber mehr und mehr zusammen. Jede Etappe ist irgendwie verbunden mit einer anderen, auch wenn noch so viele Monate oder Jahre dazwischen liegen... Nach Anger folgt bis Teisendorf Gravel, anschließend mache ich wieder Kilometer 😁. Auf einer relativ geraden Straße kurble ich bis Wagging am See. Anschließend kastle ich die geplant neue Strecke. Über Straßen, auf denen fast kein Verkehr herrscht, die aber gut ausgebaut sind geht's weiter und an Trostberg vorbei. Dazu muss ich, um ins Alztal zu kommen, unter anderem eine Treppe und ein paar Trails nehmen 😅. Abkürzung halt! Bei Tachtering lege ich schließlich eine letzte kurze Pause ein, statte mich mit Warnweste und mein BackRoad mit Licht aus, fülle meine Wasserflaschen am Friedhof dort auf und esse die letzten Salzstangerl, die ich nun seit Villach mit mir herumschleppe. Ganze 250 Gramm waren es! Anschließend bricht die Nacht herein. Ich genieße die kühle Nachtluft, die Abenddämmerung und den zunehmend abnehmenden Verkehr 😊. Ich bin in Ankunftsstimmung, schließlich habe ich nur noch 55 Kilometer! Auf kleinen und noch nie von mir befahrenen Straßen kurble ich weiter Richtung Waldkraiburg und sehe zunehmend ein Gewitter heranziehen. Von der Front sehe ich dabei durch die Dunkelheit nichts, nur die vielen Blitze in der Ferne, südöstlich von München. Auch meine Wetter-App sagt ab 23 Uhr schwere Gewitter an, also muss ich in die Pedale treten! Bald komme ich nach Taufkirchen (ohne Vils!) und nicht viel später rolle ich bergab nach Kraiburg am Inn. Dort muss ich mich an einer Baustelle vorbeiquetschen, anschließend geht's über den Inn und ich bin in Waldkraiburg. Noch regnet es nicht, wird es aber bald, denke ich und renne durch die leere Stadt 😁. Ab Heldenstein fängt es dann das Tröpfeln an, aber an unterstellen und Warten denke ich nicht. Auch als es schlimmer wird und stärker regnet, ist mir das ziemlich egal. Ich genieße es irgendwie. In 25 Kilometern bin ich daheim, stehe bald unter einer warmen Dusche und muss mir keine Sorgen um das Trocknen meiner Radkleidung machen. Ansonsten würde das natürlich nicht gehen. Mir ist alles egal, die Blitze schlagen wild im Nachthimmel umher, der Regen prasselt auf mich ein und ich erreiche Buchbach. Zehn Kilometer! Ich kurble mich die letzten Hügel rauf, fahre am Loaner Weiher vorbei und den Highway nach Johannrettenbach. Trotz der Umleitung nehme ich die Straße und fahre einfach über die aufgerissene und kiesige Kreuzung. Voller Motivation nehme ich den letzten Hügel meiner Kroatienreise in Angriff. Anschließend rolle ich nur noch bergab und komme glücklich und gesund, aber nass und stinkend daheim an 😀. Es ist wieder so ein unbeschreibliches Gefühl. In kurzer Zeit durchlaufe ich die letzten vier Tage meiner Reise in Gedanken: die Strecken, Regionen, Länder.Die Pässe, die Seen, die Täler.Mit Höhen und Tiefen.Der Kontrast.

Das war Kroatien 2023 ...und sollte es auch lange bleiben... Meine Heimreise in Zahlen: 85h Abenteuer - davon 32:41h Fahrzeit mit 621km und 9.680hm

Link zum Relive-Video: https://relive.cc/view/vDqgK5NK8Gq Bis Bald FullyMax

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Foto und Collection von 🚴🏻‍♂️FullyMax🏔

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13x Blütenzauber – Frühlings-Graveln im Schwarzwald