Gravel-Hiking Deluxe am Gardasee: Ponale, Pregasina, Punta Larici und zurück
Das Schöne an coolen Touren ist, dass man sie gerne nochmal wiederholt. Und eine dieser Touren ist die berühmte Ponale Tour am nördlichen Gärdersee. Wir hatten einen ausführlichen Bericht über diese Tour vor einigen Jahren schon gemacht und hatten ein paar gemischte Erlebnisse. Jetzt ist etwas Zeit in die Lande gegangen und wir hatten diesen Herbst die Möglichkeit, ein ausnahmsweise sehr gutes Wetter zu haben. Und als wir in der Gegend waren, meinten wir, wir müssen das nochmal off-season probieren, damit es da immer noch so voll ist und überlaufen, wie wir es beim ersten Mal erlebt haben. Aber natürlich wollten wir nicht genau die gleiche Tour machen wie das letzte Mal, wo wir auch noch neben dem Ponale einen Ausflug in den Marocche hatten, sondern wollten schon länger mal die andere Seite erleben und sehen, ob man weiter nach Pregasina fahren kann und noch weiter, wie wir immer wieder auf verschiedenen Social Media Kanälen und so weiter gesehen haben, bis Punta Larici und von dort weiter zurück bis zum Lago di Ledro. Also lasst euch überraschen.
Das Routenplanen? Ehrlich gesagt so schwer wie ein Kinderrätsel in der „Yps mit Gimmick“. Die Tour ist ein Klassiker unter Mountainbikern – fast schon eine Pflichtveranstaltung. Das Wetter war top, die Moral im grünen Bereich, und unsere Erwartungen? Nun ja, irgendwo zwischen „ganz nett“ und „wird schon episch werden“.
Schon der erste Abschnitt auf der Ponale überraschte uns: gefühlt einfacher, leichter und (was für ein Segen!) leer im Vergleich zum letzten Mal. Klar, ein paar andere Sonnenhungrige waren auch unterwegs – das Wetter war einfach zu gut, um im Hotelzimmer zu gammeln. Aber weder Drängeln noch Slalomfahren war nötig. Was das Ganze noch entspannter machte? Unsere aufgerüsteten Bikes! 53 mm breite Schlappen und die Redshift-Federung (siehe unsere Ausrüstung) am Lenker – der Komfortlevel war irgendwo zwischen „Schotterspa“ und „gepolstertem Thron“.
Vor "Le Zete", dieser kleinen Ansammlung von Kehren oberhalb des Restaurants an der Ponale, bogen wir links ab und nahmen die alte Straße Richtung Pregasina. Ein paar knackige Steilstücke gab’s gratis dazu, aber alles easy-peasy machbar. Und ey, die Strecke? Postkartenmaterial! Klar, es ist nicht mehr reiner Schotter, aber der Charme? Ungebrochen. Ein echter Hingucker-Abschnitt, der es locker mit der Ponale selbst aufnehmen kann.
Wer bis nach Pregasina durchzieht, kriegt eine Belohnung für die Netzhaut und die Moral. Die Aussicht knallt, die Beine sind zufrieden, und jeder Gravelbiker – egal ob Rookie oder Routinier – kann hier seine Spaß-Skala ordentlich auffüllen. Kurzum: Fotos schießen, Staunen, Lächeln – es lohnt sich!
Pregasina bis Punta Larici: Wo die Schwerkraft richtig Bock hat
Ab Pregasina wird’s ernst. Der gemütliche Asphalt-Aufwärmkurs macht Schluss mit lustig und schickt uns direkt auf eine kernige Forststraße. Das heißt: Hallo Schotter, hallo Steigung! Bis zu 10% auf losem Untergrund? Kann man machen. Aber wenn’s dann in den zweistelligen Prozentbereich geht und die Betonabschnitte mit 15 bis 20% grüßen, ist die Zeit gekommen, in den „ich-schieb-mal-lieber“-Modus zu wechseln. Kein Drama, denn das Gefühl, dass einem die Lunge gleich aus den Nasenlöchern fliegt, braucht auch ab und zu eine Pause.
Karten zeigen den Schwierigkeitsgrad als S0 bis S2 – und ja, das trifft es ganz gut. Die Strecke ist nicht bösartig schlecht, nur fies steil. Der Schotter ist brauchbar, die Betonrampen gnadenlos, aber die Ausblicke zwischendurch? Pures Dolce Vita für die Netzhaut. Wer hier ohne Motor und mit einer leichten Übersetzung durchstrampelt, gehört entweder ins Mountainbike-Museum oder hat Waden aus Titan.
Oben angekommen, auf der magischen Punta Larici, klatscht euch der Gardasee mit einem Ausblick ins Gesicht, der das ganze Schwitzen fast vergessen lässt. Hier trifft sich alles, was zwei Räder oder wandernde Füße hat, um kurz die eigene Existenz zu feiern. Ein Selfie-Spot, der mit „spektakulär“ noch freundlich untertrieben ist.
Weiter geht’s: Schieben, Schnaufen, Aussicht genießen
Nach der ersten Schinderei und einer kleinen Rampe tauchen wir plötzlich bei einer Alm auf. Die Schotterstraße? Erstmal nett zu uns. Es rollt sich recht entspannt, das Hirn denkt schon an die nächste Kaffeepause – doch Pustekuchen! Die Strecke zeigt uns bald wieder die Zähne: Haarnadelkurve voraus, und ab hier wird’s so eng, steil und holprig, dass Mountainbiker ohne Weltcup-Einladung und Schotter-Superhelden hier ohne Scham schieben. Über die nächsten Kilometer wechseln sich fahrbare Abschnitte und „Gravel-Hiking“ ab. Ein ausgedehnter Spaziergang mit Rad im Schlepptau? Warum nicht! Ein bisschen Abwechslung für die Beinmuskeln schadet nie.
Und dann: der nächste Aussichtspunkt! Einfach nur wow. Als hätte der Trail uns einen kleinen Gefallen tun wollen. Dieser Spot toppt sogar Punta Larici – und das will was heißen! Hier ist es Zeit, alles stehen und liegen zu lassen. Räder parken, die Aussicht inhalieren und endlich den mitgebrachten Kuchen auspacken. Jeder Bissen schmeckt nach verdienter Belohnung und triumphierendem Gipfelglück. Manchmal muss man eben ein bisschen schieben, um die richtig großen Momente zu erleben.
Von hier führen mehrere Trails hinunter ins Tal – und Mountainbiker lieben sie. Aber Vorsicht, liebe Gravelbiker! Wie uns schon MTBler berichtet haben, dass diese Trails knifflig sind, dann ist das mit dem Gravelbike etwa so ratsam wie barfuß über Lego-Steine zu laufen. Also lieber den Blick genießen und den Rückweg mit Bedacht wählen. Eure Reifen (und euer Stolz) werden es euch danken.
Gravelhelden-Gefühl: Wo kein Bike hinwill, wollen wir hin!
Ganz ehrlich: Wir fühlen uns hier oben wie die Könige des Schotteruniversums. Während der gesamten Strecke haben wir genau zwei andere Gravelbikes gesichtet. Zwei! Wer sich hierher wagt, muss schon richtig Bock auf Abenteuer und ein bisschen Masochismus haben. Und der nächste Abschnitt zeigt uns auch warum: bergab, grobes Geröll – da geht’s nur noch zu Fuß weiter. Klar, wir könnten fluchen, aber stattdessen grinsen wir uns an. Das gehört einfach dazu.
Danach schlängelt sich der Weg hoch und runter, und zwar auf Schotter, der irgendwo zwischen „mittelgrob“ und „wüstes Geröllfeld“ pendelt. Passagen, die so steil und so rumpelig sind, dass selbst unsere topmotivierten Gravelbikes resigniert seufzen. Schieben? Ja, bitte. Dafür wird’s nie langweilig: Jeder Schritt bietet ein Panorama, das einem fast die Schuhe auszieht. Unten der glitzernde Gardasee, rundherum Berge zum Niederknien. Es ist, als wären wir an einem Ort, wo kein Gravelbike was verloren hat – und genau das macht es so cool.
Das Besondere an solchen Touren? Dieses Feeling! Wenn man sich nicht davon abschrecken lässt, auch mal schiebend oder durchgeschüttelt unterwegs zu sein, fühlt sich jede Kurbelumdrehung nach einem kleinen Triumph an. Die Fotos sprechen für sich – dieses Abenteuer-Gefühl kommt einfach durch die Linse.
Am Pass angekommen, gibt’s kurz die Option für einen alternativen Abstieg. Aber nö, wir ziehen durch! Die Belohnung? Eine Abfahrt über acht perfekt asphaltierte Serpentinen, die den Adrenalinspiegel wieder hochtreiben. Die Drohne surrt fleißig mit – schließlich sind solche epischen Momente zum Festhalten da. Nur die Drohne hatte irgendwann keinen Bock mehr und verabschiedete sich ins Gebüsch. Suchaktion inklusive, denn nichts sagt „Pause“ besser als ein Hightech-Spielzeug auf Abwegen. Trotz Drohnen-Drama: Der Moment war’s wert!
Gucci-Gravel und Abendlicht: Der perfekte Abschluss
Und dann kam er – der supercoole Abschnitt, der uns für alle Strapazen entschädigte. Ein leicht abschüssiger Trail, fast eben, die Sonne zaubert Gold in die Luft, und der Schotter? So fein und perfekt wie aus einem Gravel-Gucci-Katalog. Mit Schwung und einem fetten Grinsen im Gesicht rollten wir dahin, eine echte Erholung für Körper und Geist nach all dem Schieben und Schnaufen.
Doch die Sonne erinnert uns: Leute, es ist Herbst! Also entscheiden wir uns spontan, früher abzubiegen. Lago di Ledro bleibt für heute ein Traum. Stattdessen jagen wir eine durch ein Dorf hinunter und wechseln auf den Radweg zurück Richtung Riva. Den kennen wir schon aus früheren Abenteuern – diesmal allerdings nahezu menschenleer. Herbst, Schatten, Stille – und ja, ein bisschen Frösteln gehört dazu.
Merkwürdigerweise wurde es hier plötzlich feucht-fröhlich: Bäche kreuzten unseren Weg, und ohne Kotflügel verwandelten wir uns kurzerhand in lebende Schlammfontänen. Egal, die Abfahrt war zu verlockend, um langsamer zu machen. Der Ponale-Trail empfing uns im warmen Abendlicht – plötzlich war wieder ein bisschen mehr los, aber der Drang nach „Abendessen“ ließ uns zügig durchrauschen.
Zurück in Riva, Räder parken, und endlich was zwischen die Kiemen schieben. Der Hunger? Legendär.
Fazit: Diese Tour ist ein Muss für alle, die ein bisschen mehr aus ihrem Gravel-Abenteuer rauskitzeln wollen. Der Abschnitt bis Pregasina ist top – mal grober Schotter, mal Asphalt, und definitiv ein Klassiker. Wer danach noch weiterzieht, sollte Bock auf ein paar Schiebeeinlagen haben und Schuhe, mit denen man auch wandern kann. Der Lohn? Aussicht, Abenteuer und ein fettes Grinsen im Gesicht.
Nehmt euch Zeit, genießt jeden Abschnitt und passt auf euch auf – die Region hat’s verdient. Wir kommen definitiv wieder und bringen neue Tourberichte mit. Stay tuned, GravelDeluxe-Familie!