Checkpoint, Kuchen & Kegelspiel – 100 km Rhön-Abenteuer
Im Spätfrühling stand unsere große Community-Ausfahrt mit Partner Triple 2 im hohen Norden auf dem Kalender. Aber einfach so hochballern, ohne Zwischenstopp? No way! Ein kurzer Blick auf die Karte und zack, die Rhön grinste uns frech entgegen. Schon ein paar Mal hatten wir hier auf GravelDeluxe geile Touren aus der Region vorgestellt – höchste Zeit für einen eigenen kleinen Abstecher nach Fulda.
Fulda selbst? Klare Empfehlung! Schöne Ecken zum Anschauen, Leckereien zum Reinbeißen – passt alles. Aber hey, ihr seid ja nicht hier für den Stadtführer, sondern wegen der Tour. Und die ging richtig ab!
Kleine Warnung vorab: Wir haben wenig Gravel gescoutet, ersten Mal in einer Region spielen wir die Karte meist konservativer – sprich, ein ordentlicher Schuss Asphalt, um die Strecke besser abschätzen zu können. Ein Tag, ein Eindruck, keine bösen Überraschungen. Und trotzdem? Die Runde war ein Volltreffer und hat richtig Bock auf mehr gemacht. Die Rhön hat definitiv noch mehr Gravel-Schätze zu bieten – seid also sicher, wir kommen wieder, mit fetterem Schotteranteil!
Von Fulda in die Rhön – Der Milseburg-Radweg ruft
Startschuss in Fulda. Schloss, Kirche, alles fein, aber unser Fokus liegt auf der Strecke. Ein paar Stadt-Kilometer im Slalom-Modus, bis sich endlich die sanften Hügel vor uns ausbreiten. Der erste Abschnitt führt uns über den Milseburg-Radweg, eine stillgelegte Bahnstrecke mit Charakter: alte Bahnhöfe als Cafés, historische Bahnzeichen und Kurven, die von Dampflok-Zeiten erzählen. Der Asphalt rollt perfekt, und die Beine drehen entspannt.
Pause gefällig? Klar doch! Ein lokaler Stand mit hausgemachtem Kuchen und Kaffee von freundlichen Landhausdamen – zweites Frühstück gesichert. Die Steigung? Entspannter als auf Komoot versprochen. Der Weg schwingt sich locker nach oben, bis wir den Milseburgtunnel erreichen. Oben drüber geht auch, aber durch den Tunnel? Ein Muss! Auf der anderen Seite öffnet sich eine Landschaft, die Lust auf mehr Rhön macht.
Von Tälern, Vulkanen und Rüttelstrecken – Auf Kurs zum Checkpoint Alpha
Kaum aus dem Tunnel raus, rollt man gar nicht so weit bergab, denn die Rhön entfaltet hier ihr ganzes Potenzial: sanfte Hügel, ehemalige Vulkanlandschaft und Täler, die so abgelegen sind, dass man kurz denkt, in einer anderen Zeit zu sein. Ab und zu zwingt uns die Route auf eine Straße, die als Radweg deklariert ist, aber kein Stress – der Verkehr ist überschaubar, und es rollt sich entspannt von Dorf zu Dorf. Ständig im leichten Auf und Ab, mit genau der richtigen Prise Abwechslung.
Je näher wir dem Checkpoint Alpha kommen, desto spannender wird’s. Für Geschichtsfreaks ist klar: Hier verlief einst die Grenze zwischen Ost und West. Entlang dieser ehemaligen Trennung zieht sich heute das „Grüne Band“, ein Naturschutzgebiet mit Geschichte. Wir kennen es schon aus den Harzbergen, aber diesmal wartet ein weiteres Highlight: der Kolonnenweg.
Kolonnenwege sind gepflasterte Pisten, früher für Patrouillenfahrzeuge gebaut, heute eine echte Herausforderung für Gravelbiker. Die Wege sind kerzengerade und ziehen gnadenlos über jede Steigung. Hier heißt es: entweder meisterhaft den Löchern ausweichen, einen guten Flow finden, oder einfach ordentlich durchrütteln lassen. Traktion? Top. Fahrkomfort? Naja.
Und weil diese Kolonnenwege keine Rücksicht auf Höhenlinien nehmen, erwarten euch auch mal knackige 17, 18 oder 19 Prozent Steigung – hoch und runter. Hier haben schon einige Bikepacker geflucht, wenn das Material nicht mitgespielt hat. Aber hey, wer nicht schwitzt, kriegt auch keinen Spaßbonus!
Checkpoint Alpha und das Kegelspiel – Von Kolonnenwegen, Vulkanhügeln und Viadukt-Vibes
Für unsere Tour haben wir uns auf ein knackiges Zwei-Kilometer-Segment des Kolonnenwegs beschränkt. Spaßfaktor? Hoch! Ob wir das länger durchziehen würden, steht noch in den Sternen. Danach rollen wir direkt zum Checkpoint Alpha – der Gedenkstätte, wo Geschichte lebendig wird. Von hier aus bietet sich ein genialer Blick auf das „Kegelspiel“: eine Reihe kleiner, vulkanischer Hügel, die aussehen, als hätte Mutter Natur ein bisschen mit Bowlingkegeln gespielt. Echt sehenswert!
Weiter geht’s! Runter durch Baustellen-Slaloms, ein paar improvisierte Klettereinlagen, um Umwege zu vermeiden, und schwupps – wir landen auf dem Kegelspielradweg. Ein Traum: sanft hügelige Landschaften, glatter Asphalt und Fernblicke deluxe. Die perfekte Strecke, um mal so richtig die Reifen rollen zu lassen.
Ein kleiner Boxenstopp beim örtlichen Volksfest? Klar, das lassen wir uns nicht entgehen. Frisch gestärkt düsen wir weiter zum nächsten Highlight: dem Klausmarbacher Viadukt, eine 32 Meter hohe Sandsteingewölbebrücke, die in fünf jeweils 18 Meter breiten Bögen das Tal überspannt. Ein Anblick, der einen kurz innehalten lässt. Leider wird der Flow auf dem Radweg immer wieder durch Metallwehre gebremst – jedes Mal, wenn man eine Wiese oder einen Wirtschaftsweg kreuzt. Ein bisschen nervig, aber hey, kein Dealbreaker.
Dank Feiertagswetter war ordentlich was los auf der Strecke. Der Radweg endet stilecht am Eisenbahnwaggon in Bimbach – inklusive Café für den wohlverdienten Abschlusskaffee. Von hier aus geht’s zurück nach Fulda über verschiedene Radwege. Der letzte Abschnitt? Naja, nicht der Burner. Mit besserer Planung hätten wir da noch was rausholen können.
Aber unterm Strich? Eine hammermäßige Tour von über 100 Kilometern, die uns ordentlich Appetit gemacht hat. Für Rennradfahrer? Auch eine klare Empfehlung! Die paar Gravel-Kilometer waren feinstes Zeug und absolut unproblematisch. Beim nächsten Mal geht’s bestimmt noch ein bisschen abenteuerlicher zur Sache. Wir wissen jetzt, welche Abschnitte Wiederholungspotenzial haben und wo noch unentdeckte Ecken auf uns warten.
Rhön, wir kommen wieder – mit mehr Gravel, mehr Abenteuer und vielleicht ein bisschen weniger Asphalt.