Gardasee Gravel-Supertour - Ponale, Lago di Ledro, Marocche

Gravelbike Abenteuer auf der alten Ponale Straße

Ein Abenteuer war diese Tour allemal, besonders weil wir sie in der Hauptsaison des Gardasees gemacht haben. Deswegen sind manche Eindrücke sicherlich etwas negativer ausgefallen. Ich habe mich deshalt entschlossen diese "einzuklappen". Ich denke dass in der Neben-Saison diese Erfahrungen ausgeblieben wären und die Tour als genial einzustufen ist. Überspringt sie wenn ihr wollt, oder habt die volle Experience - es steht euch frei 😉

Das kleine Meer, der Gardasee

Der Gardasee, das kleine Meer der Deutschen Touristen war für mich immer einen Ausflaug wert. Nachdem ich ursprünglich auch Südtirol komme war der Weg auch nicht soo weit. Viele meiner Freunde haben auch oft ihre Mountainbikes dort ausgefahren und wenn man Fahrrad Tour Gardasee sucht kommt man unweigerlich an ein paar Highlights nicht vorbei.

Ganz vorne natürlich die Runde von Riva del Garda zum Lago di Ledro über die alte Ponale Straße und die Touren hoch nach Tremosine. Nachdem ich die Gegen etwas kenne, wollte ich noch ein Gebiet besuchen, dass ganz in der Nähe vom Gardasee ist, aber nicht so bekannt. Die Marocche di Dro mit ihrer Mondlandschaft und Dinosaurier-Spuren. Es sollte eine Abwechslungsreiche Tour werden und wir wollten sehen ob die Route hoch den auch für das Gravelbike gut zu machen ist.

Die Marocche - Mondlandschaft und Dinosaurier

Also bleiben die Kurven nach Tremosine für das nächste Mal und der Ausflug führte uns nach Dro von wo wir gestartet sind. Von hier aus konnten wir über den tollen Radweg der durch die Valle der Laghi (Tal der Seen) dem Fluss Sarca entlang mit dem Gravelbike zum Lago di Cavedine.

Dabei fährt man bereits an den Marocche entlang - aber sieht nicht die Besonderheit. Wer sehr breite Reifen fährt kann auch im MTB Park von Pietramurata ein wenig Spaß haben - aber selbst mit meinen 43mm Rocky Roads war mir das zu viel - besonders wenn der Tag noch lang wird.

Lago di Cevadine

Der See ist eine gute kleine Alternative zum Gardasee wenn man einen Tag baden möchte - er ist nicht so ünerlaufen und das Lido ist auch sehr schön.

Die Marocche di Dro

Also einmal Rund um den See entlang an Apfel- und Weinplantagen zur SP214 hoch zum Aussichspunkt über die Marocche. Man hat einen tollen Blick nach Arco und über die Mondlandschaft die sich vor einem zeigt. Über einen kleinen Wanderweg kann man zu den Dinosaurier-Spuren kommen - aber wir wollten die noch kühlen Stunden ausnutzen und fuhren über die schnelle Abfahrt der Provinzstraße mit tollem Asphalt wieder zurück nach Dro und weiter über den westlichen der zwei Radwege nach Arco.

Wer hier eine Route plant und sich wundert warum es zwei Radwege gibt kann ich nur sagen dass beide ihre Reize haben. Einer fährt über eine echte Brücke aus römischer Zeit und schlängelt sich nahe am Berg bis nach Arco - der andere fährt eher dem Fluss entlang durch die Dörfer und man hat die Möglichkeit an einigen Stellen einzukehren bei Rast-Stationen (dazu später mehr).

Im Zentrum von Arco

Arco an sich ist durchaus sehenswert und gilt für viele MTBler als Ausgangspunkt für ihre Touren in die umliegenden Berge. Vielleicht kommen ja mehr Gravelbiker dazu. Eigentlich bietet sich Arco auch wunderbar für eine erste Pause an ... aber besonders im Sommer 2022 ist die Hitze der Feind jeder gemütlichen Ausfahrt 😉. Also weiter nach Riva del Gard, was nur wenige Kilometer weiter liegt.

Die Ponale Straße und darunter die Gardesana um den Gardasee

Hier geht es dann auch zur berühmten alten Ponale Straße. Das kleine Stück auf der normalen Gardesana mit vielen anderen Bikern und vielen vielen vielen Autos wirft natürlich die Frage auf wo denn der vielseits beworbene Radweg rund um den Gardasee bleibt ... ja nirgends.

  • Als quasi Einheimischer muss ich die Gerüchte dass es sowas gibt leider entkräften. In typischer italienischer Weise wird werbewirksam immer wieder in Medien verbreitet dass ein Radweg fertig gestellt sei ... aber es handelt sich um Mini-Projekte einzelner Gemeinden die weder verbunden noch sicher erreicht werden können. Der Skywalk - Radweg neben Limone ist ein typisches Beispiel ... er liegt einige Kilometer weit weg von Limone und ist nur über die Hauptstraße zu erreichen. Nach 2 km auf dem Radweg darf man dann mit den Autos zusammen im Tunnel weiterfahren... Bravo. Die Marketing Masche funktioniert übrigens auch in Italien selbst - auch Freunde und Bekannte von mir glauben dass es einen Fahrradweg rund um den Gardasee gibt ... deswegen entsteht da wenig Druck - wurde ja schon was gemacht. Aber genug des Missmuts - es soll nur als kleine Warnung für die Planung eigener Touren sein. Wer es wie ich nicht mag auf Straßen voller Autos zu fahren muss hier gewisse Abstriche machen.

Der Ponale - auch nicht gerade einsam

Jetzt aber gehts ans eingemachte - zumindest wenn man ein Gravelbike hat. Der bekannteste Teil der ehemaligen Straße zum Ponale sind die ersten Kilometer bis zum Ausblick mit Cafe. Hier wurde der Asphalt entfernt und auf Schotter geht es neben rauhen Felsenwänden und durch Tunnel gemächlich neben dem Gardasee hoch. Man gewinnt schnell an Höhe (gefühlt) und es ist an sich auch nicht übermäßig anstrengend. Es gibt immer wieder Anlass stehen zu bleiben und den Ausblick zu genießen.

  • Im Juli und August ist die gesammte Gardasee-Region überlauffen - aber auf der Schotterpiste dem Ponale hoch geht es teilweise zu wie in der Fußgängerzone mit extra E-Mountainbikes. Prinzipiell bin ich ein Befürworter von E-Mobilität - besonders auf dem Rad. Es ermöglicht mehr Menschen sich an unserem Hobby zu beteiligen und wenn der Respekt von beiden Seiten (motorisiert und ohne) da ist kann es eine Bereicherung sein.

    Wenn man aber von der Linie die für ein Gravelbike ideal wäre ausweichen muss weil man fast umgerempelt wird von einer Gruppe von E-MTBlern die das erste mal auf Schotter unterwegs sind wird es ungemütlich.

Ich muss aber eingestehen dass die Straße selbst relativ grob und ausgewaschen ist - man kann es auf den Fotos gar nicht so richtig erkennen. Besonders abwärts war das nachher nicht angenehm. Kleiner Tipp - die Tunnel haben noch Apshalt und man tendiert es laufen zu lassen ... Bremst vor dem Ende des Tunnels ordentlich ab, denn jedes mal waren wir anschließend im Schotter zu schnell und mehr als einmal hat der Zaun uns gebremst, nicht der Reifen 😉

Es wird langsam voll am Belvedere

Zwischenfazit Ponale

Bevor wir zum nächsten Teil der Strecke zum Lago di Ledro kommen möchte ich ein kleines Fazit zum Ponale geben. Die Gravel-Tour auf dem Ponale lohnt sich ... wenn man nicht in der Hauptsaison fährt .. also lieber im Mai - Juni - September. Mit 38mm+ ist es machbar (nach oben sowieso) - auf dem Weg nach unten muss man etwas aufpassen, aber wenn es nicht super voll ist kann man eine gute Linie fahren. Vormittags scheint die Sonne auf die Straße und Nachmittags fährt man im Schatten - wählt was euch lieber ist.

Die Serpentinen am Ponale sind der leichteste Abschnitt der Route

Ponale zum Lago die Ledro - Easy Serpentinen und steile Rampen

Jetzt kommen wir zu einem spannenden Abschnitt. Die Serpentinen die auf jedem Foto zu sehen sind schrecken gerne ab - besonders wenn man die Serpentinen der Alpen-Pässe kennt und die Bilder kennt wie sich die Radfahr-Kollegen auf diesen quälen. Die Routing Software wie Komoot macht es einem auch nicht leichter - die ignoriert die Straße und nimmt die Fußwege an ihrer Stelle ... man hat ja ein Gravelbike. Als wir dann nach einer Pause am Belvedere die Serpentinen in Angriff nehmen mussten wir fast lachen - so flach ging es da weiter dass wir schon fast dachten wir sind hier falsch.

Aber wir waren richtig und bald kamen wir zu einem Tunnel bzw. einer offenen Absperrung vor dem Tunnel mit einem Radfahren verboten Schild. Der empfohlene Weg für Bikes geht das kleine Tal hinab ... als Neulinge denkt man sich alles Mögliche und man folgt den Anweisungen ... der Tunnel ist sicher gesperrt. Ähm Nein ... man kann da einfach durch und dann auf der Straße ein paar hundert Meter zum Fahrradweg gelangen. Auf jeden Fall die Route die wir empfehlen.

Der "offizielle" Weg stellt sich als kleine Fall heraus ... nach einer kurzen Abfahrt kommt ein knackiger 20% Anstieg auf losem Schotter. Das würde ja schon reichen, aber natürlich versagen hier 90% aller Fahrradfahrer und bleiben liegen bzw schieben den Weg hoch ... nebeneinander - oder die Fußgänger schlängeln sich hier auch noch durch. Nicht lang, oder schlimm - aber unnötige Höhenmeter, wenn man einfach die normale Straße nehmen kann. Denn auch auf dem offiziellen Weg endet man auf einer Hauptstraße und muss dort ca 500m fahren um zum Radweg zu kommen.

Der Radweg selbst ist als MTB Radweg ausgewiesen auch wenn er gut zur Hälfte durch Dörfer führt und auch gut teilweise gut asphaltiert ist. Die richtig steilen Rampen (von denen es ein paar gibt) sind mit Zement befestigt, aber auch hier musste ich ein bis zweimal absteigen, weil ich auf steilen ausgewaschenen Teilstücken von anderen elektrifizierten Bikes geschnitten wurde oder einfach abgedrängt (siehe oben im Rant).

Ich will hier auch vorweg nehmen dass wir die Strecke im Anschluss nicht wieder herunter gefahren sind - wir haben dann die normale Straße genommen soweit erlaubt und konnten auf den Zwischenstücken auf die Dorfstraßen ausweichen. Aufwärts sind die locker-steinigen Passagen nur eine Herausforderung - hinunter eher gefährlich, besonders mit so viel Verkehr (es waren so einige mit Kinder-Anhänger unterwegs 🤦)

Alles in allem war der Abschnitt so challenging dass ich kaum Fotos gemacht habe ... das zeigt mir immer dass ich wirklich mit der Strecke beschäftigt war und gar nicht die Fahrt auch genießen konnte. So sind wir dann also etwas angespannt am Lago di Ledro angekommen. Wer hier nur auf Komoot recherchiert wird überrascht sein - die Fotos dort sind von einem Bergsee - nicht dem Lago di Ledro :D - der ist touristisch gut erschlossen und in ihrer Hand.

Abkühlung im Gardasee

Deshalb entschieden wir uns für eine klassische Bierpause und sind dann zurück nach Riva gefahren ... wie schon beschrieben haben wir bis zum Belvedere die Strecke über die Straße gewählt und die Ponale Straße war sehr rüttelig und noch voller als noch am Vormittag. Jetzt freuten wir uns mal den Lungolago entlang zu fahren. Wir waren schon öfter in der letzten Zeit am Gardasee um zu schwimmen und haben die vorbeifahrenden Räder ein bisschen sehnsüchtig betrachtet. Diesmal waren die Gravelbikes dabei und wir konnten hier fahren. Ihr könnt euch schon denken was kommt -- ne ne ich beschwere mich nicht. Hier ist immer viel los und das ist auch gut so. Wir haben die Chance auch genutzt um in den See zu springen.

Im Kopf hatten wir ja immer das dies mit Radklamotten easy gehen sollte --- naß waren sie ja so oder so 😆 --- ich sage euch - das tat richtig gut. Im Norden ist der See am tiefsten und deswegen spürt man die Wasserknappheit nicht so stark - das Wasser ist noch klar und kühlt schön. Der Wind der hier immer weht hilft auch gut und trocknet die Kleidung im nu. Es kann also erfrischt weitergehen.

Wir fahren den oben genannten bekannteren Radweg zurück Richtung Dro und kommen an ein paar "Biergärten" vorbei. Die sehen alle gut aus aber es zieht uns weiter zu Bike & Wine, welcher sich direkt am unteren Ende der Marocche befindet. Man kann hier unter Pergole (Wein wird hier in dieser Zuchtform angebaut) ein Glas guten Wein oder Bier trinken - und das Essen lässt sich auf jeden Fall sehen. Der Graupen-Salat (eine Variation des Reis-Salates) war super lecker.

Posen vor der Burg von Arco

Graupensalat ist eine tolle Alternative zu Reis

Ein schöner Abschluss denn es waren nur mehr wenige Meter zum Auto zurück und als Bonus haben wir auch noch die 1000 Höhenmeter voll gemacht - das macht die tolle Tour auch für die Statistiken rund 😉.

Weitere GravelDeluxe Touren

Zurück
Zurück

Ride-Far-Route: 300 Kilometer – mit TOUR vom Isar-Ursprung bis zu ihrer Mündung

Weiter
Weiter

Pfälzerwald-Bikepacking: Vier Etappen mit dem Gravelbike von Tour Magazin