GravelDeluxe trifft Piemonte: Ein exklusiver Blick hinter die Kulissen des Gravelbike-Testivals in Monferrato & Terre di Coppi

Eines der Highlights von GravelDeluxe ist es, neue Gravelbike-Routen auszuprobieren, die von Gravel-Regionen und Tourismusorganisationen vorgeschlagen werden. Wir fragen uns immer: Sind diese Routen wirklich mit Herz und Seele für uns Gravelbiker entwickelt worden? Oder sind es nur MTB-Touren, die flugs umgetauft wurden, um dem aktuellen Trend gerecht zu werden? Das Aufregendste ist natürlich, wenn wir zum Testen eingeladen werden - genau wie kürzlich beim Piemonte Gravel Testival in Monferrato & Terre di Coppi. Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, euch einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen eines solchen Events zu geben. Kommt mit auf unser Testabenteuer und entdeckt, was die faszinierenden neuen Routen in Monferrato zu bieten haben.

Was ist ein Testival? - Briefing Day

Stellt euch ein Testival wie eine exklusive Vorpremiere vor - eine Gruppe von "Testern" wird eingeladen, um neue Routen und Strecken auszuprobieren, bevor sie der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Wir wollen herausfinden, ob die Route wie geplant funktioniert und ob sie für alle Gravelbike-Enthusiasten interessant ist. Und natürlich nutzen wir das Event auch, um die Routen schon einmal medial in Szene zu setzen - mit kleinen Fotoshoots und den Social Posts von uns Teilnehmern.

Hinter den Kulissen des Testivals Monferrato & Terre di Coppi

Unser Abenteuer erstreckte sich über ein Wochenende - von Freitagabend bis Sonntag. Freitag war Ankunft und Briefing, Samstag der erste Test-Ride und am Sonntag dann der zweite Ride. Um den Sonntag ohne Abreisestress genießen zu können, haben wir sogar eine zusätzliche Nacht in Alessandria gebucht.

Für das Briefing trafen wir uns und fuhren mit einem Bus zum Sacro Monte di Crea (dessen Park zum UNESCO-Kulturerbe gehört). Dort hatten wir die Gelegenheit, bei einem Aperitif mit lokalen Spezialitäten alle Teilnehmer besser kennenzulernen und die Details des Testivals zu besprechen.

Auf den Terrassen des Sacro Monte, umgeben von der atemberaubenden Aussicht, wurden die Touren vorgestellt und die Gruppen für die Testfahrten gebildet. Später haben wir uns alle zum gemeinsamen Abendessen zusammengesetzt. Bei gutem Essen und tollen Gesprächen hatten wir die Gelegenheit, andere Gravelbiker aus Deutschland, der Schweiz und Italien kennenzulernen - einige von ihnen kannten wir bereits über Instagram und es war eine Freude, sie nun persönlich zu treffen.

Insgesamt war es eine unglaublich vielfältige Mischung von coolen Leuten mit unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen im Bikepacking und Gravelbiking. Und nun waren wir alle bereit für das bevorstehende Abenteuer im Monferrato und den Terre di Coppi.

Die Entstehung der Gravel Routen im Monferrato & Terre di coppi

Die Initiatoren hinter den neuen Routen sind Vertreter der Firma Helios und der Tourismus-Vereinigung Alessandria. Sie teilten ihre Vision mit uns: Mit Alessandria als zentralem Ausgangspunkt sollten vier Routen in die vier Himmelsrichtungen führen, um die Schönheit und Vielfalt der umliegenden Landschaften zu erkunden.

Besonders interessant ist dabei, dass jede der Routen ihre eigene Charakteristik aufweist. Drei von ihnen sind sogar in Form einer Acht gestaltet. Das bietet eine tolle Flexibilität, denn man kann entweder die gesamte Route oder nur einen der Loops abfahren und hat in jedem Fall ein vollendetes Fahrerlebnis. Betrachtet man die Routen gemeinsam auf einer Karte, bilden sie eine Art Blüte, mit den Touren als einzelnen Blütenblättern. Diese symbolische Blüte fand ihren Weg ins Logo des Projekts.

Nach diesem spannenden und ereignisreichen Tag, voller interessanter Gespräche und neuer Eindrücke, ging es für uns alle zurück ins Hotel. Mit einem wohligen Gefühl im Bauch und der Vorfreude auf die kommenden Tage, schliefen wir ein.

Die vier neu entworfenen Touren, die speziell für Piemonte Gravel erstellt wurden, und wie die Testtage verlaufen sind, könnt ihr in der folgenden Beschreibung und in unseren ausführlichen Berichten lesen.

Petalo Colli Tortonesi

Diese Route verbindet Alessandria mit den Tortonesi-Hügeln, dem Geburtsort des Weltmeisters Fausto Coppi. Man verlässt schnell die Stadt, indem man die Hügel von San Zeno erklimmt, wo man an einem klaren Tag die Alpen sehen kann. Dann geht es wieder bergab in ein Gebiet, das reich an Bauernhöfen ist und sich perfekt für abenteuerlustige Schotterfahrer eignet (mindestens 40-mm-Räder empfohlen). Wenn Sie Scrivia erreichen, können Sie den zweiten Teil des Blütenblattes befahren oder nach Alessandria zurückkehren. Eine lange Gerade gibt Ihnen die Möglichkeit, Ihren Durchschnitt zu erhöhen, bevor Sie die zahlreichen Dörfer durchqueren. Wenn man den Scrivia überquert und in Tortona einfährt, schlängelt sich die Strecke durch enge Täler, über aussichtsreiche Balkone und durch die Weinberge von Timorasso, dem neuen Star der piemontesischen Weißweine. Es gibt zahlreiche Abschnitte auf unbefestigten Straßen, darunter die landschaftlich reizvollen Strecken der "Mitica", eines Radrennens, das Fans aus ganz Europa anzieht, sowie die schönen Asphaltanstiege auf den Colli di Coppi.

Diese Route haben wir am Samstag getestet - wirklich ein kleines Abenteuer - den kompletten Bericht könnt ihr hier lesen.

Petalo Basso Monferrato

Monferrato ist ein Name, der an Hügel, hochgelegene Dörfer und Infernot erinnert, historische, in Tuffstein gehauene Weinkeller, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören. Aber für die vielen Schotterliebhaber, die ihn befahren, bedeutet er vor allem weiße Straßen, weite Täler, Weinberge und Panoramen, mit einer Ausdehnung, die nur mit der Toskana verglichen werden kann. Man verlässt Alessandria auf der neuen Fahrradbrücke in Richtung Land. Bevor Sie in die fantastische Monsterrato-Route eintreten, eine der ersten italienischen Veranstaltungen, die dem Schotter gewidmet ist, müssen Sie sich einer sportlichen Prüfung stellen: dem Anstieg auf den Bergrücken nach S. Salvatore Monferrato. Von hier aus erreicht man Casale Monferrato durch eine ländliche Gegend und auf wenig befahrenen Straßen.

Hier haben wir den unteren Teil der 8 am Sonntag getestet, sehr zu empfehlen - der Bericht folgt in Kürze 😄

Petalo Gavi e Ovada D.O.C.

Die Gavi- und Ovada-Doc-Route ist zwei der repräsentativsten Weine dieses Gebiets gewidmet und wurde vom RandoMario-Rennen inspiriert, das dort jährlich stattfindet. Die Route beginnt in Novi Ligure, der Stadt des Museo dei Campionissimi. Die Renn-DNA der Strecke ist sofort spürbar. Sie ist schnell, flüssig, spannend. Von Novi aus führt sie nach Süden in die Ausläufer des landschaftlich reizvollen Gebiets von Gavese. Zwischen abenteuerlichen Abfahrten und Bergauf-Sprints geht es zurück in die Ebene, um in dem zu landen, was wir "Klein-Kansas" nennen; es könnte die Heimat des Schotters sein. 30-stündige Schotterpisten durch Weizenfelder oder Weinberge. Harter, reiner Schotter. Die Rückfahrt nach Novi schlängelt sich durch die Landschaft und über Nebenstraßen mit wenig Verkehr. Es ist immer schwierig, langsam zu fahren.

Petalo Alto Monferrato

Dieses Gebiet ist ein echtes Geheimjuwel. Gravel-Biken erlaubt es uns, wunderschöne Schotterwege zu entdecken, die sich wie ein Band durch Felder und Dörfer ziehen. Man ist mitten in der Natur, fährt auf Deichen und hauptsächlich auf unbefestigten Wegen - perfekt für ein flüssiges Gravel-Erlebnis. Die 5km lange Gerade vor Castel Bormida ist ein Highlight für schnelle Graveller, einschließlich einer spannenden Flussdurchquerung am Bormida. Nähert man sich den Hügeln von Acqui Terme, verändert sich die Landschaft. Man fährt durch enge Täler und steile, von Weinbergen bedeckte Hügel. Die fantastische Aussicht ist der Lohn für die Mühe beim Klettern und wird besonders technisch versierte Fahrer begeistern. Zudem schlängelt sich eine Asphaltstrecke durch die Hügel zwischen Weinbergen und Dörfern. Und das letzte Highlight? Der Wald nach Mombaruzzo, das ist echtes Cross-Country-Gefühl.

Abschluss und Austausch am Samstagabend

Nachdem alle Gravelbiker (fast alle, es gab einen kleinen Zwischenfall und einer der Guides musste ins Krankenhaus) ihre Test-Routen gefahren waren, wurden wir am Abend wieder per Bus zum Abschlussevent gefahren. Die Veranstaltung fand auf einem Weingut hoch in den Terre di Coppi über Tortona, Vigneti Repetto, statt.

Mit lokaltypischen Antipasti, gutem Wein und einer atemberaubenden Aussicht über die Hügel des Monferrato, verbrachten wir den Abend in einer Atmosphäre, die Gravelbiking und das Genießen der lokalen Küche perfekt miteinander vereinte. Ein paar regionale Politiker nutzten die Gelegenheit, ihre Eindrücke zum Projekt zu teilen und die Wichtigkeit des Fahrradtourismus und des Gravels im Speziellen hervorzuheben.

Im Anschluss daran wurden kleine Preise für die längste Anreise, die meisten Pannen und die meisten Social Posts vergeben. Die jüngste Anwesende (die GravelDeluxe Kids durften auch mit - danke hier nochmals an die Organisatoren) durfte sogar einen Gewinner auslosen. Überraschend war, dass die Organisatoren der "La Mitica" den Teilnehmern der Gruppe von der Terre di Coppi ein kleines Souvenir schenkten, nachdem wir einen Teil der Route der "La Mitica" gefahren waren - die offiziellen Cycling Caps.

Den Abend ließen wir dann bei Gesprächen und Musik von einem Trio ausklingen, die alte und neue Hits in neuen Interpretationen spielten - alles in allem ein toller Abend.

Sonntag - die zweite Runde und der Abschied

Am Sonntag sind die meisten von uns eine weitere Runde gefahren. Wir suchten uns andere Routen aus und mischten die Gruppen teilweise neu. Ohne Guide teilten wir uns entweder in Geschwindigkeitsgruppen auf - oder, wie in unserem Fall, zogen wir quasi Solo los. Unsere Gruppe vom Vortag war jedoch fast vollständig, wir waren nur in unterschiedlichen Tempos unterwegs und trafen uns an verschiedenen Orten immer wieder, um kleinere Abschnitte gemeinsam zu erleben.

Den kompletten Bericht zu dieser wunderschönen Runde findet ihr schon bald hier auf GravelDeluxe (also kommt wieder oder abonniert unseren Newsletter 😉). Wir hatten keinen Stress, weil wir noch eine Nacht länger geblieben sind und am nächsten Tag in den Urlaub fuhren. Andere konnten nach der Runde noch ein Zimmer benutzen, um sich frisch zu machen, und machten sich dann auf den Heimweg.

Ein Testival ist toll und viel Arbeit

Ich hoffe, ich konnte vermitteln, dass so ein Testival eine tolle Sache ist, aber auch den Respekt zollen, wie viel Organisation hinter einem solchen Event steckt. Neben den Routen, der Unterkunft und der Verpflegung, galt es, die Leute zu koordinieren, die Informationen rundherum zu vermitteln und mit den Auftraggebern und Organisationen abzustimmen. Deswegen Hut ab vor den Organisatoren!

Nachdem die Gravelregion wirklich einiges zu bieten hat, können wir sie auch sehr empfehlen. Wer auf der Suche nach unvergesslichen Gravel-Erlebnissen ist, sollte das Piemont unbedingt auf seine Liste setzen. Es lohnt sich!

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(C) Fotos GravelDeluxe, Piemonte Gravel, Helios BZ, Breakaway Sara, Roadbike Andy, Simon B, Alexala Turismo

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