Tunnel, Schotter, Höhenmeter: Die Fleimstalbahn in Südtirol für Gravel-Fans

Die wirklich allerletzte große Herbst-Tour während unserer Südtirol-Trentino-Woche ziehen wir fast spontan aus dem Ärmel. Zum Glück haben wir da noch einen Joker parat. Diese Strecke steht schon lange auf unserer Bucket-List: die ehemalige Bahntrasse ins Fleimstal.

Jetzt denkt ihr bestimmt: „Oh nein, schon wieder so eine schnarchige Bahntrasse mit Asphalt und null Herausforderung.“ Aber falsch gedacht! Ja, die Steigung ist sanft, klar – es war ja mal eine Bahnstrecke. Doch in Südtirol entscheiden die Locals sich dazu, die Route schön auf Schotter zu lassen. Wir kurbeln also über Viadukte und schlängeln uns den Berg hoch ins Tal. Die Schleifen? Grandios. Die Ausblicke? Ein Traum über das untere Etschtal.

Und weil wir’s können, bauen wir noch ein paar feine Extras ein. Eine ideale Tour, besonders wenn der Herbst sein schönstes Kleid anzieht.

Wir starten in Neumarkt und rollen uns entspannt entlang der Etsch ein. Wie steil das Ganze wohl wird? So ganz klar ist das nicht. Der Anfang könnte es in sich haben, das haben wir zumindest geahnt. Aber hey, das Wetter spielt mit: Sonne, leichte Temperaturen – ideale Bedingungen.

Entspannt treten wir den Radweg entlang und erspähen die ersten Schilder Richtung Cavalese und Indivaldi-Firme, oder wie’s auf Deutsch heißt: Fleimstal. Und ja, der erste Anstieg bestätigt’s – ein paar steilere Meter warten auf uns. Hier führt die ehemalige Bahntrasse über Privatgrund, also schlängeln wir uns auf einer alternativen Straße hoch. Danach geht’s direkt durch das Biotop Kastelfeder. Die Burgruine grüßt uns lässig von oben, und der Weg schlängelt sich angenehm weiter.

Wer einen Blick auf die Karte wirft, erkennt sofort die genialen Schleifen, in denen sich die alte Bahnstrecke hochschraubt. Der Radweg passt sich hier und da der Umgebung an, aber er ist von Anfang an ein echtes Highlight. Wer nicht gerade im Spätherbst unterwegs ist, sollte unbedingt einen Abstecher hoch zur Burgruine Kastelfeder machen. Die Aussicht ist top – so schön, dass ihr sie später so nicht mehr zu sehen bekommt.

Wir kurbeln weiter über lange Schleifen und Alleen, bis wir über eine Straße in eine kleine Fraktion abbiegen. Kurz bevor wir Montan erreichen, wird’s ernst: Jetzt sind wir drauf auf der echten Strecke, so wie wir sie uns vorgestellt haben. Feinstes Gucci-Gravel mit einer konstanten Steigung von 4-5 %. Es schlängelt sich in weiten Bögen den Berg hoch.

Die Anstrengung? Nicht dramatisch, aber der konstante Druck ist da. Am Ende summieren sich fast 900 Höhenmeter – alles am Stück, verteilt auf 20 Kilometer.

Ab der Hälfte der Steigung tauchen die ersten Tunnel auf. Auf der Karte könnt ihr sie sehen, auch wenn’s für uns hier keine GPS-Daten mehr gibt. Keine Sorge: Die Tunnel sind top beleuchtet. Sobald wir reinrollen, gehen die Lichter an – also kein Drama, wenn die Lampe daheim geblieben ist.

Auf der Strecke ist einiges los. Wanderer sind unterwegs, und wir fragen uns ernsthaft, wie weit die eigentlich laufen wollen. Einkehrmöglichkeiten? Fehlanzeige. Wir schlängeln uns weiter vom Etschtal weg ins Fleimstal. Heißt für uns: Bye-bye Sonne, hallo Schatten. Im Sommer bestimmt super, im Herbst – wie jetzt – wird’s frisch. Richtig frisch. Trotz Schweiß unter den Klamotten zittern wir ein bisschen.

Trotzdem: Die Ausblicke entschädigen. Nach Kaltenbrunn pedalieren wir bis nach San Lugano. Hier könnte man eigentlich weitermachen bis Cavalese. Aber Zeit und Tageslicht haben andere Pläne. Uns wird klar: Zurück müssen wir ja auch noch. Also gönnen wir uns eine kurze Pause und drehen um. Die Abfahrt? Ein Mix aus Genuss und Zähneklappern. Es wird richtig kalt.

Hier und da nehmen wir alternative Wege bergab, um schneller voranzukommen. Asphaltstraßen führen uns zwischen Obstwiesen runter. Hochfahren? Kein Spaß. Aber runter? Geil. Damit umgehen wir auch ein paar Tunnel – schließlich sind die gebaut worden, um die Bahn in riesigen Schleifen nach oben zu führen.

Zurück auf den Radweg entlang der Etsch wird’s kurz knifflig. Die stark befahrene Straße macht’s spannend. Tipp: Nehmt die Unterführung Richtung Norden. Danach schwingt ihr euch in einer Kehre über die Straße und landet wieder sicher auf dem Radweg nach Neumarkt.

Fazit dieser Runde: Für jeden Gravelfan ein absolutes Muss! Die Strecke hat alles, was das Herz begehrt. Klar, die 1000 Höhenmeter am Stück sind kein Pappenstiel, aber mit genügend Pausen ist das für jede und jeden machbar. Einziges Manko: Einkehrmöglichkeiten sind Mangelware. Wir haben zwar ein paar Optionen abseits der Strecke erspäht, aber packt besser genug Proviant und Wasser ein – sicher ist sicher.

Wir werden definitiv noch einmal hier kurbeln. Vielleicht erweitern wir die Tour sogar und drehen eine komplette Runde durchs Fleimstal mit einem alternativen Rückweg. Das wird dann allerdings eine größere Challenge – etwas für die ambitionierteren unter euch. Aber schauen wir mal, was der Gravel-Gott so plant.

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