Graveln zwischen Strand und Lagune: Caorle, Punta Sabbioni und Jesolo im Fokus

Wenn ich an Caorle und Jesolo denke, schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits sind es die nostalgischen Kindheitserinnerungen an sonnenverwöhnte Tage und den salzigen Geschmack des Adria Meers auf den Lippen. Andererseits kann ich nicht übersehen, wie sehr diese Orte zu Tourismus-Hochburgen avanciert sind, die aber dennoch mehr als nur ihre breiten Sandstrände zu bieten haben.

Tatsächlich gibt es zwischen den gigantischen Bettenburgen verborgene Schätze: Kleinere Ortschaften, die weniger vom Massentourismus geprägt sind. Sie dienen oft als idyllische Wochenend-Domizile für die Einheimischen aus Städten wie Padua und Treviso. Einer dieser Geheimtipps ist Duna Verde. Ein Ort, den wir entdeckt haben und der perfekt für Familien geeignet ist. Hier finden sich nicht nur traumhafte Strände, sondern auch wunderbare lokale Fahrradwege.

Natürlich sind die berühmten Campingplätze auf der Halbinsel jedem ein Begriff. Sie könnten für Bikepacker durchaus interessant sein, allerdings haben viele von ihnen im Sommer Mindestaufenthalte, die für uns nicht in Frage kamen.

Die Neugier trieb uns an, und wir wollten sehen, ob diese Region auch für Gravelbiker mit Familie das Richtige bietet. Daher starteten wir verschiedene Ausflüge in die Umgebung. Insgesamt haben wir drei aufregende Touren unternommen: Ein gemütlicher Ausflug nach Caorle, eine spannende Erkundung bis zur Spitze von Punta Sabbioni und eine beeindruckende Tour durch das malerische Hinterland von Jesolo. Übrigens, zwei der Gravel-Routen haben wir auf gravelinthelandofvenice.com entdeckt und für uns individualisiert. Eine Übersicht über alle Touren dieser Sammlung könnt ihr ebenfalls auf unserer Seite finden.

Abendausflug mit dem Gravelbike nach Caorle

Zugegeben, diese Route war weniger für das reine Graveln geeignet, dafür aber perfekt, um die gute Vernetzung der einzelnen Ortschaften per Fahrrad zu erleben. Wir radelten auf meist gut gepflegten Wegen, vorbei an charmanten Feriensiedlungen, direkt bis ins Herz von Caorle.

An diesem Tag herrschte in Caorle ein besonderes Flair. Die Stadt war kunstvoll dekoriert, denn der Giro d'Italia hatte hier eine seiner Etappen beendet. Als Gravel-Fans konnten wir natürlich nicht widerstehen, selbst in die Pedale zu treten und einen kleinen Sprint hinzulegen, als wären wir Teil dieses prestigeträchtigen Rennens.

Caorle selbst hat uns sofort verzaubert. Das Zentrum ist nicht nur sehr gepflegt, sondern auch architektonisch interessant. Besonders sehenswert ist der historische Leuchtturm, der seit Jahrhunderten am Ufer der Adria thront. Von hier aus erstreckt sich eine wunderschöne Promenade, die von zahlreichen Cafés und Boutiquen gesäumt wird. Doch das ist längst nicht alles, was Caorle zu bieten hat. Die Stadt blickt auf eine reiche Geschichte zurück und viele der Gebäude erzählen Geschichten aus vergangenen Zeiten. Auch der Duomo Santo Stefano, eine beeindruckende Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert, ist definitiv einen Besuch wert. Ihre Mosaiken und Fresken werden euch in Staunen versetzen.

Für alle, die es etwas ruhiger mögen: Folgt einfach unserem Beispiel und radelt noch ein Stück weiter zur kleinen Anlegestelle. Doch seid gewarnt: Hier lauern nicht nur romantische Momente, sondern auch hungrige Mücken, die es offenbar auf Gravelbiker abgesehen haben! 😄

Graveln in der Lagune von Venedig und dem Hinterland von Jesolo

Als wir unsere Räder startklar machten, waren wir uns ehrlich gesagt unsicher, was uns erwartet. Doch was dann kam, war reines Gravel-Paradies! Schon der Einstieg war ein Highlight: Ein etwa 15km langer Deluxe Schotterweg, der sich wie ein Single-Track durch den kühlen Schatten der Bäume schlängelte, begleitet von der malerischen Kulisse des Kanals.

Ein kleiner Tipp für alle, die sich hier aufs Rad schwingen: Haltet nach einer Bar Ausschau. Es ist echt erstaunlich, aber in Italien sind sogar die einfachsten Bars wahre Meister im Backen von "Paste" - ob Croissants oder andere Leckereien, alles schmeckt hier einfach himmlisch.

Während unserer Tour führte uns der Weg über zahlreiche Gravel-Abschnitte und Brücken, die die vielen Kanäle überspannen. Interessanterweise sind einige dieser Brücken kostenpflichtig für Autos, für uns Gravelbiker jedoch frei zugänglich.

Auf der Karte mag es so aussehen, als hätte man während der Route einen grandiosen Blick über die Bucht. Die Realität sieht jedoch anders aus, da man größtenteils hinter Deichen fährt und der Blick aufs Wasser doch eher eingeschränkt ist. Aber lasst euch davon nicht entmutigen! Die Szenerie ist immer noch faszinierend.

Weiter ging es durch Jesolo Stadt - und ja, ich spreche von dem unbekannteren, versteckten Teil von Jesolo, nicht dem beliebten Lido di Jesolo, das eigentlich jeder meint, wenn von Jesolo die Rede ist. Lido di Jesolo ist belebt und voller Leben. Selbst mittags fühlten wir uns von der Vielzahl an Restaurants und Essensständen überwältigt. Nach kurzem Überlegen entschieden wir uns für herrlich frische Paninis.

Unsere Tour endete mit einigen letzten, bezaubernden Gravel-Abschnitten, die uns sicher zurück nach Duna Verde brachten. Wer sich die Originalroute anschauen möchte, findet sie hier: Gravel in the Land of Venice: Sapore di Mare

Punta Sabbioni & Cavallino-Treporti Gravel

Auf zur nächsten Tour! Dieses Mal zog es uns zur malerischen Halbinsel Cavallino, die sich zwischen der Adria und der Lagune von Venedig schlängelt. Ein besondere Landschaft, durchzogen von zahlreichen Kanälen, die die weitläufigen Felder bewässern - jeder Bauernhof hier hat sein eigenes kleines Wassernetz.

Und dann die Flamingos! In der Lagune konnten wir den eleganten Vögeln zuschauen. Ein kurioses Detail: Hier sind sie nicht pink! Unsere Reifen rollten über kleine Halbinseln und ein herrlicher Gravel-Singletrack führte uns von einer Insel zur nächsten.

Nach einer erfrischenden Kaffeepause ging es auf den neu angelegten Radweg bis zum Ende der Halbinsel, der Punta Sabbioni. Dort, wo viele den Vaporetto nach Venedig nehmen, hielten wir kurz inne, bevor wir den lebhaften Leuchtturm erreichten, der geschützt hinter massiven Wellenbrechern steht.

Ein bisschen Sand-Graveln in den Dünen und natürlich das obligatorische Foto mit dem Gravelbike am Strand im Wasser durften nicht fehlen. Doch dann rückte ein historisches Highlight in den Fokus: Die Batterie Amalfi.

Die Batterie Amalfi, im Ersten Weltkrieg erbaut, stellt ein beeindruckendes Zeugnis der damaligen Militärtechnologie und Architektur dar. Diese Verteidigungsanlage war nicht nur mit mächtigen Geschütztürmen bestückt, sondern verfügte auch über eine avantgardistische Stromversorgung. Angetrieben von Diesel-Generatoren, was zu jener Zeit durchaus revolutionär war, ermöglichte die Elektrizität den Betrieb der innovativen elektrischen Geschütze. Ein wahrhaft fortschrittliches Konzept für diese Epoche! Wer mehr über diese faszinierende Technik erfahren möchte, findet vor Ort detaillierte Informationsplakate, auch in deutscher Sprache.

Zum Abschluss führte uns unsere Route über den teilweise schwebenden Radweg entlang des Kanals. Ein perfekter Ausklang für unsere Gravel-Tour.

Fazit:

In der malerischen Gegend von Caorle, Punta Sabbioni und Jesolo zu graveln bietet weit mehr als man zunächst vermuten könnte. Mit der Kombination aus sorgfältig ausgewählten Routen und atemberaubenden Landschaften können sowohl Anfänger als auch erfahrene Gravelbiker eine Menge entdecken. Dazu kommen die kulinarischen Highlights, die den Geschmack von Italien direkt auf die Zunge zaubern. Für Familien besonders interessant ist die Vielfalt der Region: von den ruhigen Ecken in Duna Verde bis zum pulsierenden Leben in Jesolo Lido. Auch wenn diese Region vielleicht nicht die erste Wahl für Gravel-Enthusiasten ist, die nach herausfordernden Trails am Meer suchen, so bietet sie doch eine einzigartige Mischung aus Kultur, Kulinarik und Gravel-Spaß. Es ist ein unvergessliches Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

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